612. Es gibt ihn nicht

Es gibt ihn nicht

Am Weihnachtsabend saß Finn gespannt in einem großen, gemütlichen Ohrensessel und wartete gespannt. Die Zeit verrann. Sekunde für Sekunde, Minute für Minute und Stunde für Stunde.
„Wo bleibt er denn?“, wurde er langsam ungeduldig. „Ich bin jedes Jahr zu früh eingeschlafen und habe mich nie bei ihm für meine Geschenke bedanken können. Dieses Mal werde ich es aber schaffen.“
Papa, der gegenüber auf dem Sofa saß, kratzte sich verwirrt am Kinn und bekam einen neugierigen Gesichtsausdruck.
„Ihn? Wen meinst du denn?“
Finn seufzte theatralisch.
„Mensch, Papa. Stell dich nicht dümmer, als du bist. Du weißt genau, wen ich meine: natürlich den Weihnachtsmann.“
Nun seufzte auch Papa.
„Pass mal auf.“, Begann er ganz ruhig in einem Tonfall, in dem er gern schwierige Dinge erklärte.
„Weißt du, das mit sem Weihnachtsmann ist so eine komische Sache.“
Finn bekam große Augen, während Papa nervös aufstand und durch das Wohnzimmer ging. Irgendwann blieb er vor dem großen Kamin stehen.
„Es gibt ihn gar nicht. Er ist nur ein Märchen für kleine Kinder. Aber da du jetzt schon etwas älter bist, wird es Zeit für sie Wahrheit.“
Finn schluckte.
„Wen meinst du? Wen gibt es nicht?“
„Den Weihnachtsmann.“
Finn schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
„Ach Papa. Warum erzählst du mir denn so eine Lügengeschichte. Du willst mich mal wieder auf den Arm nehmen. Ich weiß doch ganz genau, dass es ihn doch gibt.“
„Aha.“, machte Papa. „Und woher willst du das so genau wissen?“
Finn zeigte mit dem Finger hinter Papa und grinste.
„Weil er gerade durch den Kamin herunter geklettert ist und hinter dir steht.“
Papa drehte sich um und erschrak. Da stand tatsächlich der Weihnachtsmann hinter ihm.
„Ja … ääh … also … öhm …“
Er wusste nicht mehr, was er sagen sollte. Also verzog er sich schnell mit einem roten Gesicht aus dem Wohnzimmer.
„Und mich gibt es doch.“, grinste der Weihnachtsmann und drückte Finn ein Geschenk in die Hand.
„Vielen Dank für die vielen, tollen Geschenke, die du mir immer gebracht hast.“
„Immer wieder gern. Du bist ja auch immer ein artiger Junge.“
Dann verabschiedete er sich und kletterte durch den Kamin zurück aufs Dach.

(c) 2017, Marco Wittler

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