Teddy Knopfbärs Reisebericht
Teil 6: Ich werde Künstler
Der Marco hatte Eintrittskarten für ein Museum gekauft. Moderne Kunst stand über dem großen Eingangstor geschrieben. Darunter konnte ich mir natürlich nicht viel vorstellen. Kleine Teddybären kennen sich eben nicht so gut damit aus. Neugierig war ich trotzdem.
In einem Rucksack trug mich der Marco durch die einzelnen Räume. Von dort hatte ich eine gut Sicht, konnte meinen Blick auf alle Kunstwerke werfen. Na gut. Ob das hier alles Kunst war, konnte ich nicht bewerten. In der einen Ecke lagen Turnschuhe, die schon ziemlich ramponiert waren. Gegenüber gab es einen Haufen aus zerbrochenen Glasflaschen zu sehen. Einen Raum weiter standen vor einem riesigen Bogen Luftpolsterfolie, die einfach von der Decke herab hing.
»Wie? Das soll alles Kunst sein?«, wunderte ich mich ein ums andere Mal. »Hier hat jemand Müll gesammelt. Ich dachte, man sieht hier Bilder oder Skulpturen.«
Ich mehr als enttäuscht. Mit solchen Dingen füllte man doch kein Museum. Und doch interessierten sich die Besucher für diese seltsamen Kunstwerke.
Ich kam auf eine Idee. Ich verzog mich ins Innere meines Rucksacks, wühlte etwas darin herum und fand schließlich etwas, womit ich selbst zum Künstler werden konnte.
Ich lugte wieder hervor, wartete eine passende Stelle im Museum ab und warf ein paar Pfoten voll leeren Erdnussschalen auf eine Treppe, die ich dann im Auge behielt.
Es dauerte nicht lang, bis die ersten Besucher vor meinem Werk standen, anerkennend nickten und jede Menge Fotos machten. Dass neben meinem Abfall kein Schild aufgestellt war, wunderte irgendwie niemanden.
Ich musste grinsen. Ich hatte nicht erwartet, dass man so einfach ein Kunstwerk erschaffen konnte, das keines war.
(c) 2021, Marco Wittler
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