1642. Die Haare des Werwolfs

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Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Die Haare des Werwolfs

Ein heller Blitz zuckte vom Himmel. Nur wenige Sekunden donnerte es so laut, dass die beiden Schwestern Johanna und Nele aus dem Schlaf gerissen wurden. Draußen war es noch finstere Nacht. Wegen der geschlossenen Wolkendecke war kein einziger Stern am Himmel zu sehen.
Ein Blick auf den Wecker verriet den Mädchen, dass es viel zu früh war, um aufzustehen. Bis zum Schulbeginn sollte noch einige Zeit vergehen.
»Kannst du auch nicht mehr schlafen?«, fragte Johanna.
»Nein.«, antwortete Nele. »Sollen wir heimlich aufstehen? Wir könnten noch etwas lernen oder Hausaufgaben machen.«
Beide mussten aufpassen, dass sie sich nicht durch zu lautes Lachen verrieten und hielten sich die Hände vor ihre Münder.
»Aber wir können etwas spielen oder heimlich den Fernseher einschalten.«
Sie standen auf, zogen sich Bademäntel und Hausschuhe an. Leise verließen sie das Kinderzimmer, schlichen durch den Flur und die Treppe hinunter. Mama und Mama schienen vom Gewitter nicht geweckt worden zu sein. Im Schlafzimmer war es still.
Johanna und Nele gingen in die Küche, machten sich eine große Kanne Kakao, mit der sie sich auf das Sofa setzten, als ein heller Lichtstrahl durch das Fenster herein kam. Die Wolkendecke war an einer Stelle aufgerissen und gab den Blick auf den Vollmond frei.
»Stell dir mal vor, wir würden jetzt draußen im Wald spazieren oder auf in der Stadt unterwegs sein.« Nele gruselte sich. »Ich bin froh, dass wir hier in Sicherheit sind und keine Angst vor einem Werwolf haben müssen.«
Als hätte jemand auf diesen Satz gewartet, waren plötzlich Schritte in der oberen Etage zu hören. Wer auch immer dort unterwegs war, gab sich keine große Mühe, seine Anwesenheit zu verheimlich. Mit schweren Schritten und unter lautem Stöhnen, kam er die Treppe herunter. Im Schein des Mondlichts konnten die Schwestern die Umrisse einer großen Person erkennen. Ängstlich hielten sich die Mädchen gegenseitig fest und zitterten am ganzen Leib.
Ein weiterer Blitz schoss aus den Wolken zur Erde herab und zeigte in allen Details, wer gerade ins Erdgeschoss gekommen war.
»Ein Werwolf!«, rief Johanna entsetzt. In ihrer Panik wollte sie vom Sofa aufspringen, irgendwo Schutz suchen, da wurde das Licht eingeschaltet.
»Ja, ja. Ganz witzig.«, sagte Papa beleidigt. »Ich könnt mir auch direkt sagen, dass ihr meinen neuen Bart doof findet.«
Die Mädchen lachten und klopften auf die Sofapolster. »Setz dich zu uns. Wir haben ganz viel Kakao gemacht und wollten uns gerade einen Gruselfilm anschauen. Machst du mit?«
Papa nickte, sprang über die Lehne und setzte sich. »Aber dass ihr Morgen nicht bei Mama petzt. Wir bekommen dann nämlich alle Ärger.«

(c) 2024, Marco Wittler

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