1644. Das Geheimnis der Fledermäuse

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Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Das Geheimnis der Fledermäuse

Anton schlug kräftig mit der Axt zu. Kleine und große Steine flogen in alle Richtungen davon.
»Vorsichtig, Anton. Wir wollen nur den Eingang erweitern, nichts zerstören.« Der Professor legte seinem Assistenten eine Hand auf den durchtrainierten Arm. »Forschung hat vor allem damit zu tun, dass man ganz sacht heran geht. Schon im Eingangsbereich könnten sich Wandzeichnungen oder Artefakte befinden. Die wollen wir entdecken.«
Anton nickte und machte weiter, bis der Höhlenzugang groß genug war. Die beiden Forscher krochen vorsichtig durch das Loch, entzündeten eine Lampe und sahen sich um. Schroffe Felsen, Tropfsteine an Decke und Boden, ein paar Pfützen.
»Was ist denn das?« Anton zeigte zur Decke. »Hat da jemand Stoffzipfel aufgehängt?«
Der Professor lächelte in sich hinein. »Das sind keine Zipfel. Das sind Fledermäuse. Sie leben hier und hängen an der Decke, wenn sie schlafen.«
Anton kratzte sich am Kopf. »Aber warum? Was hat das für einen Sinn? Da läuft einem doch das Blut in den Kopf. Ich würde wahnsinnige Kopfschmerzen bekommen.«
Der Professor schüttelte den Kopf. »Der Körper der Fledermäuse funktioniert anders. Sie bekommen davon keine Kopfschmerzen. Dafür sind sie an der Decke in Sicherheit. Räuber können sie nicht angreifen, werden aber selbst schnell entdeckt. Von dort oben kann man auch Insekten schneller einfangen und verspeisen. Das ist schon sehr praktisch für diese kleinen Tiere.«
Antons neugieriger Blick war blankem Entsetzen gewichen. Er bekam kein Wort heraus, zeigte aber über die Schulter des Professors hinweg.
»Was ist denn los? Machen dir etwa die kleinen Vampire Angst?«
Anton schüttelte den Kopf und zeigte erneut auf etwas, das sich in der Dunkelheit befand.
Nun bekam auch der Professor ein ungutes Gefühl. Langsam drehte er sich um, entdeckte den riesigen Schatten, der ihn um mindestens zwei Köpfe überragte. Ein Fledermaus, so groß, wie es eigentlich keine geben sollte, blickte grimmig auf ihn herab.
»Ey, sag mal, was erzählst du dem Jungen eigentlich für einen Blödsinn? Wer hängt sich denn wegen irgendwelcher Räuber oder Insekten an die Decke? Alles Quatsch. Aber uns fragt ja niemand.« Die Fledermaus machte mit einem ihrer beflügelten Arme eine weite Bewegung und zeigte in das tiefe Innere der Höhle. »Schaut euch doch mal diese katastrophale Immobilie an. Der Boden ist hart und feucht. Wer darauf schläft, bekommt Rücken- und Nackenschmerzen, die direkt aus der Hölle kommen könnten. Glaubt ihr etwa nicht, dass wir auch gern in einem Bett schlafen würden? Dummerweise ist das unserem Vermieter völlig egal. Der kümmert sich einfach nicht. Das ist der wahre Grund, warum wir an der Decke hängen.«
Der Professor schluckte schwer und nickte. Anton hingegen, lachte. Er war mittlerweile näher gekommen und klopfte der riesigen Fledermaus auf die Schulter. »Hey, Mann, echt coole Lösung. Hätte ich bestimmt nicht anders gemacht. Wenn ihr aber mal auf einer ordentlichen Matratze schlafen wollt, ich habe noch ein Gästebett in meinem Haus.«

(c) 2024, Marco Wittler

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