1645. Dem Monster auf der Spur

TRIGGER WARNUNG / CONTENT NOTE:
Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Dem Monster auf der Spur

Leon konnte nicht einschlafen. Zu tief saß die Angst in seinem Kopf. Wenn Paul bloß nicht …
»Warum hat er mir das nur erzählt. Der wusste doch genau, dass ich die ganze Nacht wach sein werde. Wie soll ich mich denn in der Schule Morgen konzentrieren, wenn ich hundemüde bin?«
Warum nur hatte Paul diese gruselige Geschichte von den Monstern erzählt? Sie würden nur darauf warten, dass Kinder schlafen, um sie dann zu erschrecken oder sogar aufzufressen.
»Ich will nicht als Mitternachtssnack enden. Dafür bin ich viel zu jung.«
Außerdem konnte das alles gar nicht wahr sein. Monster gab es einfach nicht. Oder vielleicht doch? Die Ungewissheit nagte zu sehr. Leon holte sein Handy aus dem Nachttisch, schaltete es ein. Nach ein paar Sekunden konnte er die Kamera einschalten und damit vorsichtig unter sein Bett blicken, ohne Gefahr zu laufen, geschnappt zu werden.
»Hm. Fehlanzeige. Da ist nichts.«
Leon überlegte, ob er es wagen sollte, einen Blick in den Schrank zu werfen. Ohne sicher zu sein, dass sich dort niemand versteckte, hätte er eh nicht schlafen können.
Lautlos glitt er unter seiner Decke hervor und stand auf. Auf leisen Sohlen schlich er über den Teppich und legte eine Hand auf den Türriff. Lediglich ein paar Staubflusen und Wollmäuse nahmen von ihm Notiz und wichen ihm ängstliche aus.
»Ich mache jetzt auf. Ich habe keine Angst vor dir. Wenn du wirklich da drin steckst, solltest du dich ganz schnell aus dem Staub machen. Hast du verstanden? Ich zähle bis drei.«
Leon musste über sich selbst den Kopf schütteln. Warum war geschlichen, wenn er nun verriet, was er vorhatte?
»Eins! Ich habe einen Baseballschläger in der Hand und keine Angst, ihn zu benutzen.«
Leon trat gegen einen Fuß des Schranks, denn einen Schläger besaß er nicht.
»Zwei! Ich habe letztens den stärksten Jungen in der Schule verkloppt und keinen Kratzer abbekommen. Er ist drei Klassen über mir und zwei Köpfe größer.«
Auch das war eine Lüge, half ihm aber, genug Mut zu sammeln.
»Drei!«
Leon riss die Tür auf und stand einem großen, zotteligen Monster gegenüber, das den ganzen Schrank ausfüllte. Es hielt sich die Augen zu und zitterte am ganzen Körper.
»Hau mich bitte nicht. Ich bin ganz harmlos und könnte keiner Fliege etwas antun.«
Leon fragte sich, ob er tatsächlich wach oder doch eingeschlafen war. Zur Vorsicht zwickte er sich in den Arm. Er spürte Schmerz. Er war wach.
»Ähm. Was machst du hier?«, fragte er vorsichtig.
»Ich … ich … ich hab Teile meines Fells verloren. Manchmal springen kleine Büschel herunter, laufen weg und spielen mir Streiche. Ich suche sie gerade.« Das Monster senkte die Hände, sah sich um und entdeckte die Wollmäuse, die leise kicherten.
Das Monster trat langsam aus dem Schrank, sammelte sie ein und steckte die Fellteile zurück an seinen Körper. Dann stieg es zurück. »Ich wollte wirklich nicht stören. Ich bin auch schon wieder weg.« Es zog die Schranktüren zu.
»Hey, du kannst nicht einfach so abhauen. Das hier ist mein Zimmer. Ich muss dich verjagen.« Leon öffnete den Schrank wieder, fand aber nur noch seine Klamotten vor. Das Monster war verschwunden.

(c) 2024, Marco Wittler

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