1648. Der Kürbis wird dich fressen

TRIGGER WARNUNG / CONTENT NOTE:
Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Der Kürbis wird dich fressen

Heinrich hatte es wieder einmal übertrieben. Den ganzen Abend hatte er mit seinen Kegelbrüdern auf der Kegelbahn gestanden und Pins umgeworfen. Sie hatten stundenlang gequatscht, Spaß gehabt und Unmengen heiße Schokolade getrunken. Nun war er allein auf dem Heimweg und hielt sich immer wieder den Bauch.
„Puh!“ Er stöhnte laut, während er sich an einer Laterne abstützte. „Ich glaube, ich habe es heute ganz schön übertrieben. Die viele Milch schlägt mir heftig auf den Magen.“
Wie zur Bestätigung begann sein Hintern zu vibrieren und entließ einen lauten, stinkenden Furz.
„Uff. Wie übel kann ein kleiner Pups stinken? Wenn ich nicht schleunigst weitergehe, ersticke ich in meiner eigenen Stinkwolke.“
Heinrich setzte schnell seinen Weg fort, während er hektisch mit der Hand vor seinem Gesicht hin und her wedelte.
Plötzlich hörte er eine tiefe, bedrohlich klingende Stimme hinter sich, die hämisch lachte. „Lauf nur, kleiner Mensch, lauf und bring dich in Sicherheit, damit ich dich nicht erwische.“ wieder dieses Lachen, nur dass es dieses Mal ein ganzes Stück näher gekommen war. „Ach, lass es gleich sein. Ich kriege dich eh. Erspare und beiden einfach die unnötige Mühe. ich werde dich schnappen und fressen.“
Heinrich drehte sich um, sah einen riesigen Halloweenkürbis am Himmel stehen, der bedrohlich glühte und mit seinem ausgeschnittenen Mund hämisch grinste.
„Nein, lass mich in Ruhe. Ich … ich … ich hab dir nichts getan. Ich bin auch nur ein kleiner Mensch. Ich schmecke nicht mal.“ Wie um seine Worte zu bestätigen, leckte Heinrich über seinen Arm und spuckte mehrmals angewidert aus.
„Du kleiner Mensch, du Narr. Du kannst mich nicht auf den Arm nehmen, dafür bin ich viel zu alt und zu schwer. Und jetzt bleib endlich stehen. Ich will meinen Mitternachtssnack verspeisen.“
Der Kürbis kam ein ganzes Stück näher. Heinrich begann zu schreien. Er sackte auf seine Knie herab, schloss die Augen und hob flehend die Hände in die Höhe. Dann geschah … nichts.
Hinter dem Horizont wurde es ungewöhnlich schnell hell. Die Sonne sprang regelrecht zum Himmel hinauf und stürzte sich dem Kürbis entgegen.
„Hey, Mond, was soll denn das? ich habe dir bestimmt Millionen Mal gesagt, dass du in der Halloweennacht keine Menschen erschrecken sollst. Das schickt sich nicht.“
Der Mond riss sich die Maske vom Gesicht und schob schmollend die Unterlippe vor. „Ach, Mensch, musst du immer so eine Spaßbremse sein, Sonne? Das war gerade so unglaublich lustig. Ich bin mir auch sicher, dass sich der Mensch da unten gerade den Bauch vor lachen hält.“
Sonne und Mond blickten zur Erde hinab. Tatsächlich hielt sich Heinrich den Bauch. Nach lachen war ihm allerdings nicht zumute. Stattdessen übergab er sich und stand nur Sekunden später in einer Pfütze aus Kakao.

(c) 2024, Marco Wittler

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*