597. Partydurst

Partydurst

Halloween. Endlich. Darauf hatte sich Fred schon das ganze Jahr gefreut. Endlich wieder mal eine Party mit schaurig, gruseligen Kostümen feiern. Wie in jedem Jahr hatte er Stunden vor dem Spiegel verbracht und sich von oben bis unten geschminkt und verkleidet. Am Ende hatte ihm ein Untoter, ein halb verwester Zombie angegrinst.
Kurz darauf war Fred angekommen. Die Party im Haus seines Kumpels Paul war schon in vollem Gange. Überall standen oder saßen Vampire, Mumien, Skelette, Monster, Menschen ohne Köpfe und mehr.
»Da bist du ja endlich.«, wurde er von Paul begrüßt. »Wir warten schon alle auf dich.«
Er schob Fred ins vor sich her ins Wohnzimmer.
»Leute schaut mal, Fred ist endlich da. Hat sich wieder mal mit seinem Kostüm extrem viel Mühe gegeben. Er sieht wie ein waschechter Zombie aus. Jetzt wartete ich nur noch darauf, dass ihm Arme oder Beine abfallen.«
Alle Gäste lachten. Fred stöhnte nur. Zombies sprachen schließlich nicht.
»Willst du was trinken?«, fragte ihn Paul.
Fred nickte und stöhnte erneut. Tatsächlich hatte er während der letzten Stunden keinen einzigen Tropfen getrunken. Er bekam einen großen Becher, den er sich sofort an die Lippen setzte. Er trank ihn in einem Zug aus. Der Durst wollte aber nicht verschwinden.
Fred füllte sich den Becher wieder auf und trank und trank und trank. Aber es geschah nichts. Der Durst blieb. So etwas hatte er noch nie erlebt. Irgendwas stimmte nicht mit ihm.
Während er Liter um Liter in sich hinein schüttete, wurden immer der anderen Gäste auf ihn aufmerksam. Langsam wurde es still im Wohnzimmer. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Jeder starrte ihn an.
»Stimmt was nicht?«, wunderte sich Fred.
Er folgte den Blicken seiner Freunde, die auf seine Füße sahen.
Fred erschrak. Er stand in einer großen Pfütze. Liter um Liter floss aus unzähligen Löchern seines verwesenden Körpers.
Paul fand als erster seine Worte wieder.
»Puh, man. Das ist echt abgefahren. Deine Kostüme waren jedes Jahr extrem krass. Aber dieses Mal hast du dich wirklich selbst übertroffen.«
Fred wurde rot im Gesicht und wusste gar nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht einmal, wie das Ganze überhaupt funktionierte. Er hoffte jetzt nur noch, dass der Abend schnell vorüber gehen würde und er zu Hause aus dem Kostüm schlüpfen und wieder richtig trinken konnte.

(c) 2017, Marco Wittler

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