Wie das Schnabeltier entstand (1. Teil)
Ben, der Biber saß in seinem Bau und las die Zeitung. Das tat er jeden Sonntag. Er musste nicht zur Arbeit gehen und genoss seinen freien Tag. Doch in diesem Moment hörte er ein Geräusch von draußen.
Sofort sprang er aus seinem Sessel auf und sah durch sein Fenster. Auf dem Teich unternahm eine Entenfamilie einen Ausflug. Mama Ente schwamm hin und her und ihre kleinen Kinder folgten ihr in jede Richtung.
»Ruhe da draußen.«, rief Ben.
»Wie soll man denn bei diesem Lärm entspannen können. Verzieht euch endlich.«
Er knallte das Fenster zu und setzte sich wieder hin. Doch kaum hatte er seine Zeitung aufgeschlagen, hörte er wieder etwas.
Es war eine Horde Frösche, die sich am Ufer vergnügte. Sie hatten riesigen Spaß, kleine Kaulquappen aus dem Wasser zu holen und sie anschließend wieder hinein zu werfen.
»Haltet die Mäuler und verzieht euch.«, rief Ben nach draußen.
»Ich will meine Zeitung lesen.«
Der Lärm verstummte und es war wieder still auf dem See.
Der Biber grummelte, als wieder lesen wollte. Er wusste genau, dass ihn bald wieder jemand stören würde. Und so kam es auch.
Nur wenige Augenblicke später watschelten wieder die Enten ins Wasser. Sie quakten zwar leise, aber Ben war es trotzdem zu laut.
»Jetzt reicht es mir. Ich muss etwas unternehmen.«
Er stand auf und stürmte in seine Abstellkammer.
»Irgendwo ist es doch gewesen.«
Er fand sehr schnell, wonach er suchte. Vom letzten Karneval war noch ein Entenkostüm übrig geblieben. Er nahm sich den Schnabel und setzte ihn sich ins Gesicht.
Danach flitzte er nach draußen, versteckte sich in einem Busch und begann laut zu quaken.
Es dauerte nicht lange, bis er die Enten angelockt hatte. Kaum waren sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt, sprang Ben aus seinem Versteck hervor und erschreckte die gesamte Familie.
»Jetzt wisst ihr endlich, wie schrecklich dieses elende Gequake ist. Also haltet endlich eure Schnäbel und verzieht euch von hier.«
Die Entenmutter war entsetzt.
»Wie kannst du es wagen, uns so einen Schrecken einzujagen. Ich hoffe, dir wächst der Schnabel an, damit du nie wieder vergisst, was du mit uns gemacht hast.«
Der Biber lachte, als er sich auf den Weg nach Hause machte. So einen Blödsinn hatte er noch nie gehört.
Doch als er vor seinem Spiegel den Schnabel abnehmen wollte, war er fest angewachsen.
»Was ist denn das? Das darf doch wohl nicht wahr sein.«
So war aus dem Biber zur Strafe das Schnabeltier geworden. Von da an erinnerte er sich jeden Tag daran, wie fies er gewesen war. Er schimpfte nie wieder mit irgendeinem anderen Tier und wurde viel freundlicher.
(c) 2009, Marco Wittler
Teil 2 befindet sich hier.