Eine Nacht im Museum
Paul und Ali hatten sich zum Ende des Museumsbesuchs in den Toiletten versteckt. Heimlich eine Nacht im Museum zu verbringen, das klang unglaublich spannend.
Die letzten Besucher waren mittlerweile gegangen, das Licht wurde abgeschaltet und die Eingangstore fest verschlossen. Die beiden Jungs waren allein.
Während es draußen langsam dunkel wurde, erkundeten sie mit Taschenlampen die einzelnen Räume. Sie hatten endlich Gelegenheit, die einzelnen Bilder ohne Gedränge anschauen zu können und sie als Selfies nachzustellen. So ging es Stunde um Stunde, bis es beinahe Mitternacht war.
»Hast du das gerade auch gehört?«, fragte Ali besorgt. »Mir wird es langsam unheimlich hier drin.«
Paul sah sich vorsichtig um. Auch er hatte ein Geräusch wahrgenommen.
Plötzlich jagte ein kleiner Geist ohne jede Vorwarnung um die Ecke. »Schnell, verschwindet von hier oder ihr werdet vor Angst sterben.« Dann war er auch schon wieder in der gegenüber liegenden Wand verschwunden.
Wenige Sekunden später schlug die Glocke einer nahen Kirche zur Geisterstunde. In diesem Augenblick schien alles im Museum zum Leben zu erwachen. Die Figuren in den vielen Bildern bewegten sich, gähnten laut und streckten sich. Das Mädchen, dass sich im Bilderahmen vor den beiden Jungen befand, verzog schmerzhaft das Gesicht. Sie griff sich an ihr Ohr und nahm den übergroßen Perlenohrring ab.
»Endlich!«, seufzte sie. »Das Ding bringt mich noch um. Jeden Abend muss ich deswegen diese verdammten Nackenschmerzen ertragen.«
Ali und Paul sahen sich kurz an, begannen zu schreien und liefen panisch davon. Sie kletterten durch ein Fenster in der Museumstoilette ins Freie und bleiben nicht eher stehen, bis sie einen ganzen Kilometer zwischen sich und den lebenden Bildern gebracht hatten.
»Das machen wir nie wieder.«, sagte Paul keuchend, während Ali ihm schwer atmend zustimmte.
(c) 2021, Marco Wittler
Inspiriert durch die Illustration von @fuchsfamos auf Twitter.
https://twitter.com/fuchsfamos/status/1401532750587367429?s=20
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