Die beste Mama der Welt
»Am Sonntag ist Muttertag.«, sagte die Lehrerin in der Grundschule.
»Deswegen werden wir heute für eure Muttis ein Bild malen und etwas Schönes basteln.«
Sie verteilte Papier, Kleber, Scheren und Bastelmaterial auf den Tischen und machte dann den Kindern ein paar Vorschläge, was sie machen konnten. Alle stürzten sich sofort in die Arbeit. Nur Hannah wusste nicht, was sie machen sollte. Als die Lehrerin das sah, kam sie herüber und fragte, ob etwas nicht stimmen würde.
»Fällt dir nichts ein oder hast du keine Lust?«
Aber Hannah schüttelte den Kopf.
»Ich habe keine Mama. Sie hat meinen Papa und mich allein gelassen, nachdem ich geboren wurde.«
Verschämt sah sie auf das weiße Blatt Papier vor sich, während die anderen Kinder zu tuscheln begannen.
»Ruhe. Ihr kümmert euch um eure eigenen Aufgaben.«, brachte die Lehrerin ihre Schüler zum Schweigen.
»Und du lass dir halt was einfallen. In meinem Unterricht gibt es keine Ausnahmen.«
Damit war das Thema für sie erledigt. Sie setzte sich hinter ihr Pult und sah streng hin und her.
Hannah seufzte und nahm widerwillig einen Buntstift zur Hand. Nervös kaute sie darauf herum und dachte verzweifelt nach.
»Wie soll ich mir denn etwas für eine Mama ausdenken, wenn ich noch nie eine hatte.«, schmollte sie vor sich hin.
Doch dann kam ihr eine Idee. Grinsend begann sie zu malen und freute sich schon sehr, bald fertig zu sein.
Am Ende der Schulstunde ging die Lehrerin an den einzelnen Kindern vorbei und besah sich die Ergebnisse. Als sie auf Hannahs Platz sah, runzelte sie die Stirn und begann zu stottern.
»Was soll denn das sein? So war das aber nicht gedacht.«
Aber Hannah zuckte nur mit den Schultern.
»Mir egal. Ich find es gut so.«
Zwei Tage später, es war Sonntag, schlich sich Hannah in Papas Schlafzimmer. Dort stupste sie ihn vorsichtig in die Seite, bis er wach wurde.
»Alles Gute zum Muttertag.«, flüsterte sie und drückte Papa ein Bild in die Hand.
»Muttertag?«, wunderte er sich und sah auf das Blatt.
»Für den Papa. Weil die für mich auch die beste Mama der Welt bist.«
Hannah drückte sich an ihn.
»Ich hab dich lieb, Papa.«
(c) 2011, Marco Wittler
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