Achtung, hier kommt Pauline
Ben, Finn und Fritz saßen gemeinsam im Jugendzentrum an einem großen Tisch. Jeder von ihnen hatte einen Computermonitor vor sich stehen. Gemeinsam spielten sie gegen eine Gruppe, die sich in einem Jugendzentrum in der Nachbarstadt befanden.
»Passt doch auf!«, schrie Ben über den Tisch hinweg. »Die hätten euch beinahe erwischt.« Er funkelte seine Freunde böse an. »Warum muss ich euch eigentlich jedes Mal den Hintern retten? Gebt euch doch mal mehr Mühe.«
Seite Finger flitzten auf der Tastatur hin und her, die Maus glitt vor, zurück, im Kreis und zu den Seiten.
Finn stolperte mit seiner Spielfigur in ein tiefes Loch und saß in der Falle. Sekunden später wurde Fritz von einem getarnten Netz gefangen.
»Verdammt!« Ben fluchte laut und hätte zu gern die Maus durch den Raum geworfen. »Das war es dann wohl. Mit euch werde ich wohl nie gewinnen.«
Während er noch seinen Frust verarbeitete, schwang die Eingangstür auf. Ein rothaariges Mädchen mit einem langen Zopf kam herein. Sie steckte in einer Latzhose, deren einer Gurt über die Schulter hing, der andere nicht einmal geschlossen war. Auf ihrem T-Shirt stand in großen Buchstaben STAR TREK geschrieben.
Die Jungs blickten sie an und begannen zu lachen. »Die kann doch bestimmt nicht mal Spock von Darth Vader unterscheiden. Du hast dich in der Tür geirrt. Der Bastelkurs findet nebenan statt. Hier treffen sich nur die Computernerds.«
Das Mädchen achtete nicht auf die dummen Sprüche und setzte sich wortlos an einen Tisch in der Ecke.
»Ach, lasst die doch.«, sagte Ben. »Spielen wir lieber noch eine Runde. Wir müssen für nächste Woche trainieren, damit wir endlich fitter werden.«
Sie starteten das Spiel und standen Sekunden später mit ihren Spielfiguren in einem dichten Dschungel.
»Okay, Leute. Auf der Karte ist die rote Flagge eingezeichnet. Fritz geht geradeaus, Finn kommt von links und ich von rechts. Vielleicht haben wir eine größere Chance, wenn wir uns aufteilen.«
Auf ihren einzelnen Wegen kamen sie gut vorwärts. Kein gegnerischer Spieler bemerkte sie. Nach ein paar Minuten trafen sie sich wieder und standen vor dem Eingang eines uralten Tempels.
Ben wollte gerade das Kommando geben, hineinzugehen, da sprang ein neuer, bisher unbekannter Krieger aus der Krone eines nahen Baums. Noch im Sprung warf er je ein Netz auf Finn und Fritz, die damit aus dem Spiel ausschieden. Ben konnte gar nicht so schnell auf diesen Angriff reagieren. Er lief in den Wald hinein, suchte nach einem Versteck, um Zeit zu gewinnen. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen und stolperte direkt in eine Falle. Eine versteckte Schlinge am Boden zog sich um seinen Knöchel zu und zog ihn kopfüber in die Luft. Er baumelte an einem dicken Ast. Das Spiel war vorbei.
Ben seufzte. »Leute, was soll denn das? So schnell hat uns noch nie jemand besiegt. Was ist das denn bitte für ein genialer Krieger gewesen?«
Das Mädchen, das erst vor ein paar Minuten in den Computerraum gekommen war, stand auf, ging auf die Jungs zu und grinste sie an. »Solche Anfänger wie euch, habe ich noch nie gesehen. Ihr spielt so schlecht. So schnell habe ich noch nie eine Gruppe allein besiegt.«
Sie ließ die Jungs mit offenen Mündern sitzen und verließ den Raum.
Ben fing sich als Erster wieder. »So ein cooles Mädchen habe ich noch nie gesehen. Wer war das nur?«
Sie musste ihn gehört haben, denn ihr Kopf tauchte wieder im Türrahmen auf. »Ich bin Pauline. Wir sehen uns Morgen zum Training. Dann zeige ich euch, wie man richtig spielt.«
(c) 2022, Marco Wittler
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