1436. Dino rettet die Welt

Dino rettet die Welt

Dino stand im Bereitschaftsraum, vom dem aus die nächste Tür hinaus ins Freie führte. Das war der Weg, auf den er sich mehrere Jahre lang intensiv vorbereitet hatte. Nun war es endlich so weit.
Nervös sah er aus dem Fenster. In einigen hundert Metern Entfernung stand sie da und glänzte im Schein der Morgensonne. Die startbereite Rakete sollte ihn zum Mond bringen, auf dem er die erste bewohnbare Raumstation errichten sollte.
»Ich werde das schaffen.« Mit einem dicken Kloß im Hals und einem Brummeln im Magen lief Dino immer wieder auf und ab. Mittlerweile konnte man seine Fußabdrücke im Boden erkennen. »Ich werde diese Mission zum Erfolg führen. Das bin ich allen Dinosauriern der Erde schuldig. Wenn ich versage, wird es keine Rettung vor dem Untergang geben.«
Er hatte es eigentlich vermeiden wollen, aber dann drehte sich Dino doch zum Fernseher an der Wand um. Auf dem Bildschirm war der riesige Felsbrocken zu sehen, der sich unaufhaltsam seinem Heimatplaneten näherte.
»Das ist unser letztes Zeitfenster, bevor wir mit der Umsiedlung beginnen können. Wenn in einem Monat nicht die Siedlung steht, werden die Dinosaurier aussterben.«
Zu oft hatten der Commander und der Präsident diese Worte zu ihm gesagt. Dino war sich schon allein deshalb seiner großen Verantwortung bewusst.
Über dem Ausgang flammte eine rote Lampe aus. Eine Sirene ertönte. Der Startzeitpunkt stand unmittelbar bevor. Dino setzte sich seinen Raumhelm auf, öffnete die Tür und ging auf die Rakete zu. Jeder seiner Schritte wurde von unzähligen Kameras begleitet und beobachtet. In jedem Winkel der Welt wurde er von seinen Artgenossen beobachtet.
Nach ein paar Minuten hatte Dino den Aufzug erreicht. Er betrat ihn und fuhr zur Kapsel hinauf und betrat die Rakete.
»Jetzt ist es so weit. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. In drei Tagen setze ich als erster Dinosaurier meinen Fuß in den Staub der Mondoberfläche.«
Der Countdown ging seinem Ende entgegen. Drei, Zwei, Eins, Null. Unter donnerndem Lärm wurde die Raketenbooster gestartet. Riesige Flammen stoben in alle Richtungen davon und erschwerten die Sicht. Die Rakete … blieb wo sie war. Es hatte den Anschein, als hätte sie jemand am Boden festgeklebt. Sie hob einfach nicht ab.
Verzweifelt sah Dino von einem Display zum nächsten, drückte Schalter, bewegte Hebel. Es tat sich nichts. »Verdammt! Was soll der Mist?«
Es dauerte ein paar Minuten, dann waren die Booster leer und fielen zu beiden Seiten ab. Der Flug zum Mond war geplatzt. Die Rettung der Weltbevölkerung gescheitert.
Es knackte im Raumhelm. Der Commander meldete sich. »Wir haben einen großen Fehler in unseren Berechnungen gemacht. Die Rakete wird niemals abheben. Du bist leider viel zu schwer, um ins All zu fliegen.«
Dino wollte es nicht wahrhaben. Er suchte fieberhaft nach einer Lösung. Doch in diesem Moment ertönte ein Signal. Soeben schloss sich das Zeitfenster. Von nun war es nicht mehr möglich, den Mond zu erreichen.
Enttäuscht verließ Dino seinen Platz und fuhr mit dem Aufzug zum Boden zurück. Wütend nahm er den Helm ab und schleuderte ihn weit von sich. So konnte, so durfte es einfach nicht enden.
»Wir kommen! Wir sind gleich da!«
Aus der Ferne näherte sich ein Schwarm Flugsaurier. Mit kräftigen Flügelschlägen näherten sie sich der Startrampe. Ohne zu fragen, ohne Dino etwas zu erklären, packten sie zu. Zu einem Dutzend hoben sie Dino empor und flogen kurz darauf mit ihm durch die Wolken. »Du wurdest auserwählt, die Gemeinschaft aller Dinosaurier zu retten. Wir werden nicht zulassen, dass dir so ein kleines Problem dabei im Wege steht. Wir bringen dich zum Mond.«
Schon nach wenigen Tagen erreichten sie den Mond. Während die Flugsaurier erschöpft halb im Mondstaub versanken, lief Dino schnell zu einer Rakete, die schon vor einem Monat hierher geschickt worden war. In ihr befand sich alles, was er für den Bau der Mondstation brauchte. Er machte sich sofort ans Werk.
Vier Wochen später trafen unzählige Transportraketen ein. Auf der Erde hatte man die Zeit genutzt, um die fehlerhaften Berechnungen zu korrigieren. Nun waren alle Dinosaurier in Sicherheit. Der nahende Felsbrocken konnte sie nicht mehr auslöschen.

(c) 2022, Marco Wittler

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