Der Geisterdino
Es war spät geworden. Während draußen die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war, hatte die Dinosaurierherde im Inneren der großen Höhle den Worten des Boo gelauscht. Der große Flugsaurier war wieder einmal von einer langen Reise zurückgekehrt und hatte von seinen spannenden Abenteuern und unglaublichen Erlebnissen berichtet. Dieses Mal war es die Geschichte des Geisterpiraten McSpooks gewesen, der auch Jahrzehnte nach seinem Tod die Meere unsicher machte. Doch nun war es Zeit, ins Bett zu gehen.
Die kleinen Dinos legten sich allerdings nicht in ihre Schlafkuhlen. Sie schlichen auf leisen Sohlen vor die Höhle und betrachteten staunend den Nachthimmel mit seinen unzähligen, funkelnden Lichtern.
Plötzlich brach ein riesiges Untier aus dem nahen Farnwald. Es heulte, es stöhnte und wankte unbeholfen hin und her. Ein Gesicht fehlte ihm völlig. Es schien nur aus einem weißlich schimmernden Körper zu bestehen. Es handelte sich offenbar um …
»Ein Geist!« Die kleinen Dinosaurier liefen schreiend hin und her, suchten verzweifelt nach einem Versteck. »Da ist ein Geist. Das kann nur der verstorbene McSpooks sein. Er hat sein Schiff verlassen und sucht uns nun heim.«
Mehrmals stießen sie in ihrer Panik gegeneinander, bevor sie den Schutz der Höhle aufsuchten und die großen Dinosaurier warnten.
»Ich schaue mir das mal aus der Nähe an.« Das furchtlose Boo marschierte mit ausgebreiteten Flügeln nach draußen und sah sich um. Schnell hatte es McSpooks entdeckt. Es ging auf ihn zu, wollte ihn vertreiben. Doch dann begann es zu lachen.
Geschickt packte sie den Geist am Kopf und zog ihm einfach das Laken vom Körper.
»Vielen Dank.« Der Langhals, der zum Vorschein gekommen war, sank erschöpft zusammen. »Ich habe mich im Schlaf in meinem Bettlaken verheddert und kam nicht daraus frei. Ich bin schon seit ein paar Stunden im Wald unterwegs, habe nach Hilfe gesucht, aber seltsamerweise sind alle anderen Tiere vor mir geflüchtet.«
Das Boo half dem Langhals auf und nahm ihn mit in die Höhle. »Ruh die bei uns aus. Iss und schlaf mit uns. Dann geht es dir rasch wieder besser. Hier wird niemand Angst vor dir haben.«
(c) 2022, Marco Wittler
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