Dinokälte
Dino stand im Eingang der großen Wohnhöhle und sah zerknirscht auf die Landschaft, die sich vor ihm ausbreitete. Dicke Schneeflocken waren die ganze Nach gefallen und hatten die Welt weiß eingefärbt.
»Ich will aber nicht so nach draußen gehen. Die anderen werden mich bestimmt auslachen.«
Mama Dino kam aus der Dunkelheit hervor, sah ihren Sohn an und nickte. »Stimmt. So kannst du auf keinen Fall vor die Höhle gehen.«
Dino atmete erleichtert auf. Die dicke Jacke, in die er von Mama gestopft worden war, sah aus wie eine riesige Plüschkugel. Bewegen konnte er sich damit auch so gut wie gar nicht. Er zog den Reißverschluss nach unten, spürte dann aber den mahnenden Blick von Mama.
»Was soll denn das jetzt werden? Behältst du wohl die Jacke an? Du willst dich doch nicht erkälten.« Sie holte hinter ihrem Rücken eine übergroße Pudelmütze hervor und setzte sie Dino auf. »Perfekt. So kannst du nach draußen gehen und mit den anderen Kindern spielen.«
Dino seufzte. »Jetzt ehrlich? Ich fühle mich wie eine Statue. So kann ich mich nirgendwo sehen lassen. Spielen geht auch nicht. Am Ende benutzen mich die anderen als Zielscheibe bei der Schneeballschlacht. Ganz toll.« Er grummelte. »Ich sollte besser Zuhause bleiben.«
Mama lachte. »Nun stell dich doch mal nicht so an. So schlimm schaust du gar nicht aus.« Sie klopfte Dino aufmunternd auf die Schulter. »Viel Spaß.«
Dino erschrak. Der Schulterklopfer war ganz schön kräftig gewesen. Er schwankte, konnte sich nicht halten und kippte mit seiner dicken Jacke vornüber.
»Hilfe! Ich kann nicht bremsen! Alle aus dem Weg!«
Dino versuchte noch, sich am Boden festzukrallen, aber er kullerte bereits den Hang herunter und wurde dabei immer schneller. Schnee blieb an der dicken Jacke hängen. Dinos Kugelform wurde immer größer, bis er alle anderen Kinder aus dem Weg kegelte.
»Verdammt! Wie krass ist denn diese Idee?« Einer seiner Freunde war begeistert. Dino hatte die Schneeballschlacht gewonnen, bevor sie überhaupt angefangen hatte.
(c) 2023, Marco Wittler
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