Die folgende Mucki-Frosch Episode basiert auf einem kurzen Gedicht, zu dem sie dann die Fortsetzung ist.
In einem kleinen, dichten Walde,
auf dem Gipfel einer alten Halde,
da wohnt und lebt er,
der kleine Hänschen-Peter.
»Och, Mama, muss das sein? Ich bin gar nicht so klein.
Wie kannst du nur so etwas sagen?
Das schlägt mir richtig auf den Magen.
Außerdem bin ich kein Hänschen mehr, ich bin schon groß.
Ich bin nicht mehr die Kaulquappe auf einem Bett aus Moos.«
Dann kletterte Peter, ein Frosch mit großem Körperbau,
aus seinem Teich. »Mach´s gut, bin jetzt weg und ciao.«
Der Frosch sprang los, machte nicht mehr Halt.
»Ich treffe mich mit meinen Kumpels bald.«
Doch er kannte nicht den steilen Rand der Halde.
Für Peter ging es abwärts, er stürzte aus dem Walde.
»Zu Hülf, ich falle noch zu Tode.
Das find ich gar nicht Mode.«
Schon wurd er aus der Luft geholt.
Peter hoffte, er würde nicht verkohlt.
»Ist es wahr? Ich sterbe nicht als Fleck im Dreck?
Hat mein Leben doch noch einen Zweck?«
»Das hat es.«, sprach der Storch, der ihn gefangen.
»Du endest halt als Frühstück zwischen meinen Wangen.«
Rettung naht – Der Mucki-Frosch greift ein
In der Zentrale klingelte das rote Telefon. Eine grüne Hand, die an einem muskelbepackten Arm hing und nahm den Hörer ab. »Ja?« Mehr musste der Angerufene nicht sagen. Es gab nur eine einzige Person auf der ganzen Welt, die diese Nummer kannte.
»Hallo!« Am anderen Ende meldete sich eine Tonbandaufnahme. »Sie sind der Glückspilz des Tages. Registrieren sie sich sofort für unser Gewinnspiel um ein neues Auto, eine Weltreise und ein Eigenheim. Sie können …«
Die Hand knallte den Hörer so fest auf die Gabel, dass im roten Kunststoff ein feiner Riss entstand. »Verdammte Werbeanrufe. Wann wird endlich etwas dagegen unternommen. Ich muss dringend mit dem Präsidenten darüber sprechen.«
Wieder klingelte das rote Telefon. Der Angerufene überlegte kurz, ob er sich tot stellen sollte. Doch dann schüttelte er den Kopf. Wenn es wichtig war, konnte die Sicherheit der Nation, vielleicht der ganzen Welt auf dem Spiel stehen. Er hob erneut ab. »Ja?«
Am anderen Ende räusperte sich eine Stimme. »Ich bin auf eine große Bedrohung gestoßen. Wir brauchen die Hilfe eines echten Superhelden. Nicht so einer aus dem Kino wie Chuck Norris, Batman oder den unglaublichen Hulk. Wir brauchen jemanden mit echten , mit stahlharten Muckis.«
Der Grüne lachte leise in sich hinein. »Und da haben sie gleich an mich gedacht. Stimmt´s, Mr. President?« Er hatte das Gefühl, dass der Mann am anderen Ende der Leitung nickte.
»Richtig. Wir brauchen sie, Mucki-Frosch. Niemand anderes kann sich diesem Gegner stellen.«
Der Mucki-Frosch grinste. »Vielen Dank für die Blumen, aber machen sie meinen Busenkumpel Chuck Norris nicht kleiner, als er ist. Mit seinem Roundhouse Kick stampft er jeden noch so starken Gegner unangespitzt in den Boden.«
In der Zentrale flammte die große Monitorwand auf. »Ich war gerade auf einer Halde wandern, wollte neben dem stressigen Alltag die Natur genießen, als mir diese ihr wahres Gesicht zeigte. Es war grausam. Es geht hier um Leben und Tod.«
Ein Video wurde eingespielt. Sie zeigte einen Frosch, der über eine Klippe in die Tiefe stürzte und wenige Sekunden später von einem Storch aufgeschnappt wurde. »Wenn sie nicht eingreifen, Mucki-Frosch, wird ihr Artgenosse als Mahlzeit enden. Wenn diesem Vogel nicht Einhalt geboten wird, könnte er sämtliche Frösche dieses Gebiets fressen.«
Der Mucki-Frosch nickte. »Ich kümmere mich darum.« Er legte den Hörer auf und machte sich auf den Weg zur Garage, wo sich sein Fluggerät befand. Eigentlich rief er nun nach seinem treu ergebenen Piloten, doch das schien ihm in Anbetracht der Lage unpassend. Es handelte sich ebenfalls um einen Storch. Der Frosch zog sich eine Fliegerbrille über die Augen und flog mit Höchstgeschwindigkeit allein los.
Minuten später hatte er sein Ziel erreicht und schwebte mit seinem Shuttle neben dem Frösche fressenden Storch her.
»Hör mal, Kumpel. Du musst das nicht machen. Wir finden bestimmt eine Lösung, die für alle Seiten zufriedenstellend ist. Setz den Kleinen einfach auf dem Boden ab, dann können wir in Ruhe über alles reden. Ich würde dir ungern weh tun.«
Der Storch schien den Mucki-Frosch gar nicht wahrzunehmen und setzte seinen Weg unbeirrt fort. »In Ordnung. Du willst also die harte Tour.«
Der Mucki-Frosch zog die Maschine hoch, setzte sie auf den Rücken des Storchs und drückte ihn sanft nach unten. Er zwang ihn zur Landung. Wenige Zentimeter über dem Boden blitzte es plötzlich auf. Der gefangene Frosch stürzte, rollte ein Stück und blieb im Gras liegen. Er reckte einen Daumen nach oben. »Bin in einem Stück. Alles bestens.« Dann hüpfte er davon und versteckte sich, während der Storch explodierte und seine Überreste auf die Halde stürzten.
»Wer hätte das gedacht.« Der Mucki-Frosch war überrascht. Sein Gegner war nur eine Maschine gewesen. Er landete, um sich ein Bild von der Lage zu machen.
Aus den Trümmern kroch eine Person in einem eigentlich weißen, jetzt aber stark verdreckten Raumanzug. Durch das Visier war das Gesicht eines erbosten Aliens zu erkennen. Der Mucki-Frosch wusste sofort, um wen es sich handelte. »Admiral Schnaub. Mein Erzfeind. So sehen wir uns wieder.« Der Kommandant der Hippo-Flotte, der einem Flusspferd verdächtig ähnlich sah, griff zu seiner Strahlwaffe und rannte auf den Mucki-Frosch zu. Doch der war schneller. Er drehte sich, griff sich Schnaub und schlug ihm die Waffe aus der Hand.
»Und wieder ist ein Plan gescheitert.« Der Admiral stampfte wütend auf. »Ich hätte unbemerkt alle Frösche von der Erde entführt und dich so erpressen können.«
Der Mucki-Frosch lachte und schüttelte den Kopf. »Die wachsamen Augen der Erde bekommen alles mit. Du wirst hier niemals einen Plan erfolgreich umsetzen können.« Er sah sich kurz um. Es konnte kein Raumschiff entdecken. Der elektrische Storch war zerstört. Wie sollte er seinen Gegner nun loswerden? Der Mucki-Frosch zuckte mit den Schultern, gab Schnaub einen mächtigen Kinnhaken und schoss ihn so direkt auf den Mond. Er hatte ein weiteres Mal die Welt gerettet.
(c) 2023, Marco Wittler
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