1509. Der alte Leuchtturmwärter und das Sternenmeer

Der alte Leuchtturmwärter und das Sternenmeer

Am Meer war es Abend geworden. Wo noch vor kurzer Zeit die Sonne geschienen hatte, funkelten nun die Sterne am Himmel.
Zu dieser Stunde verließ der alte Leuchtturmwärter seine Wohnstatt und Arbeitsplatz. Er stellte sich einen gemütlichen Anglerstuhl auf die Wiese und ließ seinen Blick über die sanften Wellen gleiten, die von Horizont zur Küste wanderten und dort brachen.
Aus dem Nachbarhaus, dass sich direkt hinter dem Deich befand, waren Stimmen zu hören. Dort unterhielten sich ein Vater und sein Kind. »Warum funkeln eigentlich die Sterne am Himmel? Hat das einen Grund?«
Der Vater musste überlegen. Vor seinem inneren Auge sah der alte Leuchtturmwärter einen Mann, der sich am Kinn kratzte und die Stirn in Falten legte. »Ich kann es dir leider nicht erklären. Aber ich verspreche dir, dass ich auf deine Frage eine Antwort finden werde, vielleicht sogar schon Morgen.« Sie wünschten sich eine gute Nacht. Dann wurde es wieder still.
Hätte er sich nicht allein auf dem Deich befunden, man hätte den alten Leuchtturmwärter grinsen sehen. Dieser kannte nämlich die Antwort auf die neugierige Frage des Kindes. Langsam erhob er sich aus seinem Stuhl, ging zurück in seinen Leuchtturm und kam mit einer langen Angel wieder hervor. Er setzte sich, ließ den Haken durch die Luft sirren und pflückte einen der vielen kleinen Sterne vom Himmel.
Vorsichtig fing der Leuchtturmwärter den Stern auf und brachte ihn zum Wasser. Er wusch ihn, entfernte Staub und Dreck, bevor er ihn behutsam trocken rieb. »Jetzt schaust du gleich viel strahlender aus. Er hängte den Stern wieder an den Haken und schleuderte ihn zurück an das dunkle Firmament, dass über die Erde gespannt war.
»Darum funkeln die Sterne, weil ich sie jeden Abend reinige und poliere. Der Nachthimmel soll schließlich zum träumen einladen.

(c) 2023, Marco Wittler

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