161. Ein Bär zu Weihnachten

Ein Bär zu Weihnachten

Der Bär saß in einem mit buntem Papier eingepackten Paket. Er hatte sich schon lange auf seinen großen Auftritt vorbereitet, denn der Sinn seines Lebens war es, einem kleinen Kind zum Freund zu werden.
Schon im Einkaufszentrum hatte er den Jungen und Mädchen vom Regal aus zugewunken. Trotzdem hatte es doch tatsächlich bis kurz vor Weihnachten gedauert, bis er dann endlich gekauft worden war.
Nun war es endlich so weit. Er konnte es hören, Während ein kleiner Junge vor sich hin brabbelte, sagte ein Mädchen ein Gedicht auf. Das musste das Startsignal sein. Gleich würden die Geschenke ausgepackt werden.
Der Teddy freute sich schon. In ein paar Minuten würde er in die Arme genommen und gedrückt werden. Wem würde er wohl geschenkt werden?
Gleich würde das Geschenkpapier aufgerissen und der Teddy aus der Verpackung genommen. Jeden Augenblick musste es so weit sein.
Das Gedicht ging zu Ende, die Eltern erteilten die Erlaubnis, die Geschenke zu öffnen.
Nun war der Bär richtig aufgeregt. Doch irgendwie bleib es um ihn herum dunkel. Doch wie konnte das denn sein? Wiesen die Eltern ihre Kinder denn nicht auf die wichtigen Geschenke hin? Oder sollten sie zuerst die weniger schönen Dinge auspacken, damit die Freude nach einem Teddy nicht abflaute?
Doch dann entstand der erste Riss im Papier und ließ etwas Licht herein. Nun war der Bär an der Reihe. Mit beiden Armen winkte er den staunenden Kinderaugen entgegen. Die Verpackung wurde geöffnet und der Bär entnommen. Doch dann war die Verwunderung sehr groß.
Der Teddy wurde unter den Baum auf den Boden gesetzt, während sich der kleine Junge freudestrahlend auf Geschenkpapier und Verpackung stürzte. Daran schien er richtig Spaß zu haben. Doch konnte das denn sein? Er sollte sich doch um den Teddy kümmern und mit ihm spielen.
Der Bär war sauer. So etwas hatte er noch nicht erlebt. Das hatte bestimmt auch keiner seiner Artgenossen jemals gehört. Wie konnte ein Kind an einem Haufen Müll mehr Spaß haben, als an einem weichen Spielzeug?
Die Zeit verging und der Abend kam. Noch immer saß der Teddy unter dem Baum. Mittlerweile war er richtig traurig geworden. Die Kinder wurden nach und nach ins Bett gebracht. Würde er die Nacht allein unter einer Tanne verbringen müssen?
Doch bevor das Licht abgeschaltet wurde kam die Mutter ein letztes Mal in den Raum.
»Ach, da bist du ja.«
Sie griff nach dem Bären, brachte ihn ins Kinderzimmer und legte ihn in das kleine Kinderbett.
»Hier wirst du besser schlafen, als unter dem Weihnachtsbaum.«
Und schon wurde er von zwei kleinen Ärmchen umschlungen. Der kleine Junge brauchte für die Nacht wohl doch einen bärigen Freund. So gefiel das dem Teddy schon besser. Er kuschelte sich an den kleinen Jungen und schlief glücklich mit ihm zusammen ein.

(c) 2008, Marco Wittler

08 - Ein Bär zu Weihnachten

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