Theos Flieger
Theo ging ins Kinderzimmer und schloss leise hinter sich die Tür. Er wartete einen Moment, bis er sich sicher war, dass ihm niemand folgte. Erst dann holte er einen alten Pappkarton unter seinem Bett hervor.
Langsam öffnete er den Deckel und legte den Inhalt fein sortiert auf seinen Schreibtisch. Es waren mehrere Holzeisstiele, Gummibänder und Büroklammern.
Er grinste breit, während er zu basteln begann. »Die Operation SüßKRAMFLIEGER kann beginnen.«
Nach und nach legte er die Hölzer zusammen und verband sie mit den Gummis. Es entstand ein Rumpf, dann einer, zwei, drei und vier Flügel. Zum Schluss montierte er einen Propeller, der sich problemlos aufziehen ließ.
Theo stand auf, trat in die eine Zimmerecke und zielte mit seinem selbstgebauten Flieger auf die, die ihm gegenüber lag. Der Propeller begann sich zu drehen. Das Flugzeug überwand die Strecke mühelos. »Mein Plan ist perfekt. Jetzt kann nichts mehr schiefgehen.«
Leise öffnete er wieder die Tür seines Zimmer und sah vorsichtig nach draußen. Es war niemand zu sehen. »Jetzt oder nie! Es darf mich nur niemand erwischen.«
Theo zog den Propeller erneut auf und hielt den Flieger auf das das Wohnzimmer gerichtet, in dem Mama auf dem Sofa saß und in ein dickes Buch vertieft war.
Beinahe lautlos glitt das Flugzeug durch die Luft, erreichte den Tisch und zog mehrere Kreise um die Schale mit den Süßigkeiten, bevor er sich auf den Rückweg machte.
»Moment mal! Was soll das denn werden?« Mama sprang auf und konnte im letzten Augenblick nach dem Flieger greifen. »Ich habe dir doch gesagt, dass es vor dem Abendessen keinen Süßkram mehr gibt.« Sie drehte sich um, brachte den Flieger zum Schrank und verstaute ihn sorgsam in einer Schublade.
Gerade eben hatte Theo noch enttäuscht geschaut, doch nun begann er breit zu grinsen. Während Mama abgelenkt war, schlich er sich auf leisen Sohlen zum Tisch, griff nach ein paar Bonbons und steckte sie sich in die Hosentasche. Dann ging er zurück zur Tür.
»Mama, das ist so unfair. Du bist viel zu schlau für meine Pläne. Nicht ein einziges Mal konnte ich dich austricksen. Vielleicht beim nächsten Mal.«
Theo ging zurück ins Kinderzimmer, stopfte sich ein Bonbon in den Mund und begann, den nächsten Plan zu schmieden.
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