208. Das Puzzle

Das Puzzle

Tobias saß an seinem Tisch und grübelte vor sich hin. Er starrte auf ein großes Puzzle. Er hatte erst die Hälfte der Teile an ihren richtigen Platz gelegt.
Zur Mittagszeit kam Mama in sein Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen.
»Willst du nicht mal langsam eine Pause machen? Das Essen steht auf dem Tisch und Papa wartet schon.«
Aber Tobias winkte ab. Er sah noch nicht einmal hoch, als er ablehnte.
»Ich habe keinen Hunger. Ich muss das hier noch fertig machen. Tim aus meiner Klasse hat nur neun Stunden dafür gebraucht. Das muss ich unbedingt unterbieten.«
Mama ging wieder nach draußen und aß mit Papa allein.
Tobias war nicht mit sich zufrieden. Mama hatte seinen Zeitplan durcheinander gebracht. Jetzt war er nicht mehr richtig konzentriert und er hatte bestimmt ganze fünf Minuten verloren.
Schnell schob er die Puzzleteile hin und her und steckte ein paar von ihnen an die richtigen Plätze. Doch die meisten wollten einfach nicht passen. Immer wieder sah er auf die Uhr. Die Zeit lief. Minute um Minute verstrich.
Nach einer ganzen Weile kam Papa herein.
»Oma und Opa sind gleich da. Wir wollen doch zusammen Kaffee trinken und Kuchen essen. Kommst du auch zu uns?«
Tobias nickte nur. Diesmal sah er gar nicht auf.
»Sobald ich hier fertig bin, komme ich.«
Ein Teil nach dem anderen anderen fand nun endlich seinen Platz. Das Puzzle füllte sich immer weiter. Aber es sollte noch eine ganze Weile vergehen, bis das große Bild endlich fertig war.
»Juhu!«, rief Tobias.
»Acht Stunden und fünfundvierzig Minuten. Ich habe gewonnen.«
Sofort stand er auf, schnappte sich die Stoppuhr und wollte sie seinen Eltern und Großeltern. Allerdings war der Esstisch bereits wieder leer. Mama und Papa saßen inzwischen allein gemütlich im Wohnzimmer vor dem Fernseher.
»Wo sind denn Oma und Opa geblieben? Ich wollte ihnen doch mein fertiges Puzzle zeigen.«
Mama zuckte mit den Schultern.
»Die sind vor fünf Minuten wieder gefahren. Es ist ja schließlich gleich Zeit für das Abendessen. Du hast sie verpasst.«
Tobias war von sich selbst enttäuscht. Er hatte sich den ganzen Tag auf sein Puzzle konzentriert und alles andere verpasst. Er wollte gerade in sein Zimmer gehen, als Papa ihn rief.
»Weil du heute zu beschäftigt warst, haben sie uns für Morgen zum Mittagessen eingeladen. Sie wollten unbedingt dein fertiges Puzzle sehen, dich aber beim zusammensetzen nicht stören.«
Tobias strahlte über das ganze Gesicht, als er das hörte.
»Kommst du mit mir mit? Ich brauche Hilfe. Ich muss jetzt alle Teile auf mein Holzbrett kleben.«
Papa nickte, stand auf und ging mit seinem Sohn ins Kinderzimmer.

(c) 2009, Marco Wittler

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