Die wahren Helden im Wilden Westen
Klack-klack, klack-klack, klack-klack.
Leise Geräusche von Hufen waren schon von weitem zu hören. Irgendwo musste ein Pferd unterwegs sein.
Klack-klack, klack-klack, klack-klack.
Die Geräusche kamen näher, wurden lauter. Es konnte nur noch Sekunden dauern.
Und dann schoss es um die Ecke. Ein großes weißes Pferd jagte in die Stadt. Auf seinem Rücken ein staubiger Cowboy, der eine lange Reise hinter sich hatte.
Vor dem Saloon hielten sie an. Der Cowboy stieg ab und band sein Pferd vor dem Gebäude an.
»Jetzt brauch ich erstmal ein kühles Bier.«
Dann ging er in den Saloon und machte seine Bestellung.
»Was ist denn mit euch los?«, fragte ein Esel von der anderen Straßenseite.
»Ach, frag lieber nicht. Du kannst dir nicht vorstellen, was ich für einen anstrengenden Tag hinter mir habe.«
Also drehte sich der Esel wieder um und trank aus seinem Wassertrog.
»Na gut.«, sagte das Pferd.
»Jetzt hast du ja schon gefragt. Mein Cowboy und ich waren heute in der Prärie unterwegs. Wir sollten eine große Viehherde von einer Weide zur nächsten treiben.
Das klappte natürlich ganz gut, bis auf einmal ein Wolf auftauchte.«
Das Pferd musste schnell einen Schluck Wasser trinken.
Dann berichtete es davon, dass das Raubtier die Kühe in Panik versetzt hatte. Der Cowboy wusste nicht, was er machen sollte, also galoppierte das Pferd immer wieder im Kreis um die Herde herum, und versetzte zusätzlich dem Wolf einen Tritt.
»Ich habe ihm seine Arbeit gerettet. Hätten die Farmer gesehen, was er für ein Trottel ist, wäre er sofort gefeuert worden.«
Doch das war noch nicht alles. Später auf dem Heimweg waren sie in einen Hinterhalt geraten. Als sie durch eine tiefe Schlucht ritten, tauchten von allen Seiten unzählige Indianer auf. In ihren Händen hielten sie Pfeil und Bogen.
»Mein Cowboy hatte nichts Besseres zu tun, als aus dem Sattel zu springen. Er versteckte sich hinter einem großen Stein und schickte mich vor.«
Das Pferd hatte alle Hufe voll zu tun, um die Indianer von der Herde fern zu halten.
»Ich habe den Kühen befohlen, in Panik zu geraten. Sie sollten in hohem Tempo durch die Schlucht rennen. Es hat tatsächlich funktioniert. Nicht ein einziges Rind haben sie uns stehlen können.«
Was war das bloß für ein Tag gewesen. In den nachfolgenden Stunden hatten sie es noch mit Coyoten, einem Bären und Viehdieben zu tun bekommen. Jedes Mal hatte das Pferd die Herde gerettet. Und nun war es endlich in der Stadt angekommen und konnte sich ausruhen.
In diesem Moment kam der Cowboy aus dem Saloon heraus. In seiner Hand hielt er noch ein halbleeres Bierglas. Bevor er auf die Straße trat, drehte er sich noch einmal um.
»Wenn ich nicht gewesen wäre, hätten euch die Indianer, Viehdiebe und Raubtiere alle Kühe unter den Händen weg geklaut. Ich bin ein richtiger Held.«
Großer Jubel war aus dem Saloon zu hören. Das Pferd und der Esel mussten vor Lachen wiehern.
(c) 2010, Marco Wittler
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