366. Danke

Danke

Der Wecker klingelte sehr früh am Morgen. Er erinnerte Mama daran, dass sie in spätestens fünf Minuten aufstehen musste. Müde drehte sie sich noch einmal kurz um, seufzte leise und weckte anschließend Papa auf.
»Los, du Faulpelz. Raus aus den Federn. Du musst zur Arbeit fahren.«
Papa grummelte leise vor sich hin und zog die Decke bis über den Kopf, was er jeden Morgen tat.
Indes stand Mama auf, zog sich an und schleppte sich ins Kinderzimmer.
»Lena, aufstehen! Max, komm aus dem Bett. Ihr müsst zur Schule.«
Die beiden Kinder waren richtige Morgenmuffel. Sie taten es Papa gleich und wollten nur zu gern weiter schlafen. Doch dann zog Mama das Rollo hoch und ließ die Sonne durch das Fenster herein.
»Aufstehen und Anziehen. Ich kümmere mich schon mal um das Frühstück.«
Als die beiden Geschwister in die Küche kamen standen bereits zwei Schalen mit Cornflakes für die Kinder und ein dampfender Kaffee für Papa bereit. Die Familie machte sich darüber her und verputzte alles restlos. Papa und Lena allein, Max nur unter lauten Protesten. Er wollte unbedingt Schokobällchen essen. Die waren aber am Tag zuvor auf geheimnisvolle Weise verschwunden. Niemand wollte Schuld gewesen sein, aber die Schokoflecken an den Mündern von Lena und Papa sahen schon sehr verdächtig aus.
Die Kinder machten sich auf den Weg zur Schule und Papa setzte sich in sein Auto und brauste davon. Mama steckte sich die Einkaufsliste in die Hosentasche und lief zu Fuß zum Supermarkt.
Eine Stunde später stand sie schnaufend und mit drei schwer bepackten Tüten wieder vor der Wohnungstür.
»Uff. Das war ganz schön anstrengend. Wenn ich jetzt daran denke, dass ich mich noch um den Haushalt und das Mittagessen kümmern muss …«
Sie brachte den Einkauf hinein, bereitete das Essen vor, schrubbte anschließend den Boden und steckte die schmutzigen Klamotten in die Waschmaschine.
Pünktlich zum Mittag kamen die beiden Kinder nach Hause. Gemeinsam mit Mama setzten sie sich in die Küche und aßen, bevor sie sich von ihr bei den schwierigen Hausaufgaben helfen ließen.
»So, jetzt geht ihr aber in euer Zimmer und spielt ein wenig. Ich muss mich jetzt um das Abendessen kümmern, damit euer Vater nicht hungern muss, wenn er nach Hause kommt.«
Da stand Mama schon wieder am Herd und kochte etwas Leckeres.

Es war kurz nach sieben Uhr am Abend. Draußen war das Brummen eines Motors zu hören, der kurz darauf ausgeschaltet wurde.
Mittlerweile war der Tisch in der Küche gedeckt und Mama drehte den Herd ab.
»Puh, fertig. Was war das doch für ein anstrengender Tag heute.«
Sie legte die Schürze ab und ging zur Haustür.
»Nanu?«, wunderte sie sich.
Normalerweise standen bereits die Kinder dort und warteten darauf, dass Papa herein kam. Doch diesmal war von ihnen nicht zu hören und nichts zu sehen.
»Irgendwas stimmt hier nicht. Da ist doch etwas faul.«
Vorsichtig öffnete sie die Haustür und warf einen Blick nach draußen. Sofort bekam sie riesig große Augen.
»Was ist denn hier passiert?«
Um den Eingang herum hingen unzählige Blumen. Auf dem Boden war eine Spur aus Blütenblättern gelegt. Ein großes Pappschild gab ihr eine Anweisung:

FOLGE DEM WEG.

Mama sah sich noch einmal um und setzte dann langsam einen Fuß vor den anderen.
Die Spur führte ein Stück über den Gehweg und machte dann einen Bogen bis in den Garten hinein. Sie stand nun vor einem großen Zelt, auf dessen Stoff in großen Buchstaben ein einziges Wort stand:

DANKE.

Mama war verwirrt, musste aber trotzdem grinsen, als sie in das Zelt eintrat. Die Kinder und Papa standen dort und waren gerade damit beschäftigt, das fertige Abendessen auf einen Tisch zu stellen. Heimlich hatten sie alles durch das Küchenfenster nach draußen getragen. Nun stand alles inmitten von roten Rosen und leuchtenden Kerzen.
»Wir möchten dir Danke sagen.«, begann Papa.
»Danke, dass du jeden Tag für uns da bist.«, sagte Lena.
»Danke, dass du dich jeden Tag so lieb um uns kümmerst.«, ergänzte Max.
»Und danke, dass du mich immer noch so liebst, wie am ersten Tag.«, beendete Papa die kleine Ansprache.
Dann bot er Mama einen Platz zum sitzen an. Gemeinsam saß nun die ganze Familie im Zelt und erlebte einen schönen Abend.
Kurz bevor es dann ins Bett ging, erzählte Papa den Kindern die Geschichte, wie er Mama kennen und lieben gelernt hatte.

(c) 2011, Marco Wittler

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