Wenn sich Engel langweilen
Fünf Engel saßen im Himmel und langweilten sich. Einer von ihnen spielte lustlos mit seinem Heiligenschein, ein anderer starrte Löcher in die vielen Wolken und verschaffte so der Sonne ein paar kleine Durchgänge zur Erde. Die anderen drei überlegten, ob sie heimlich in der Nase bohren sollten, hatten aber Angst, dabei erwischt zu werden. Also ließen sie es lieber bleiben.
»Was haltet ihr davon, wenn wir etwas gemeinsam unternehmen? Dann vergeht uns bestimmt die Langeweile?«
Diesem Vorschlag stimmten sie natürlich sofort zu. Doch dann mussten sie sich erstmal etwas einfallen lassen und saßen wieder gelangweilt herum.
Weil ihm nichts Besseres einfiel, spuckte einer der Engel im hohen Bogen durch den Himmel.
»Juhuu. Ich habe eine ganz kleine Wolke getroffen. Ich wette, dass schafft ihr nicht.«, rief er grinsend.
Das ließen sich seine vier Freunde natürlich nicht noch einmal sagen. Sie standen auf und spuckten, was das Zeug hielt. Dabei wurden sie immer mutiger, sprangen von Wolke zu Wolke und trafen immer schwierigere Ziele, bis sie plötzlich ein lautes Räuspern hinter sich hörten.
Erschrocken drehten sie sich um und sahen hinter sich Gabriel, einen der Erzengel, der ihnen nacheinander streng in die Augen blickte.
»So, so. Wettspucken. Ist das nicht bei uns im Himmel verboten?«
Zunächst blickten die fünf Engel verschämt auf ihre kleinen Füße, doch dann fand doch noch einer von ihnen seine Sprache wieder.
»Bis jetzt hat es uns noch niemand verboten.«
»Ehrlich nicht?«, fragte Gabriel und begann zu grinsen.
»Na dann schaut euch das mal an.«
Er holte tief Luft, spuckte und traf gleich vier Wolken gleichzeitig.
Zur gleichen Zeit öffneten die Menschen auf der Erde ihre Regenschirme oder setzen sich Mützen auf die Köpfe. Manche von ihnen wunderten sich, dass es gerade jetzt zu regnen begann, denn im Wetterbericht hatte man ihnen erzählt, dass es trocken bleiben sollte. Das war wirklich sehr verwunderlich.
(c) 2011, Marco Wittler
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