Die Nachtwanderung
Hallo Oma Fanny.
Ich bin es, der Noah. Ich habe gestern Abend etwas ganz Aufregendes erlebt. Davon musst du unbedingt erfahren.
Ich lag in meinem Bett, habe tief und fest geschlafen und richtig schön geträumt, als Mama plötzlich an meinem Arm gerüttelt und geschüttelt hat. Davon bin ich natürlich wach geworden. Dabei hatte ich im Traum gerade angefangen einen großen Goldschatz auszugraben.
Mama hat mich dann unter der Decke hervor geholt und darauf bestanden, dass ich mich anziehe, obwohl es mitten in der Nacht war. Sie schlug einen Spaziergang im Wald vor, Verrückte Idee, meinst du nicht auch?
Ich musste mir erstmal den Schlaf aus den Augen reiben. Aber dann bin ich schnell in meine Klamotten und Schuhe geschlüpft. Zehn Minuten später stand sie mit mir und meiner Schwester auf der Straße.
Zum Glück ist es bis zum Wald nicht sehr weit. Dort war es richtig aufregend. Überall knackte und raschelte es. Immer wieder waren die Laute von wilden Tieren zu hören.
Eigentlich bin ich ja nicht so ängstlich, aber manchmal war mir nicht wohl. Mit Papa zusammen wäre es bestimmt einfacher gewesen, aber der war noch arbeiten.
Plötzlich gab es einen lauten Krach. Blätter und Äste flogen durch die Gegend. Hinter einem Busch kam ein schauriges Gespenst hervor gesprungen und rasselte mit seiner Kette.
Meine Schwester bekam Panik und lief sofort weg. Ich musste allerdings lachen, denn unter dem weißen Lacken erkannte ich ein Paar Schuhe. Ich lief auf das Gespenst zu, zog ihm den Stoff vom Leib und drückte dann Papa fest an mich. Der hat aber auch immer lustige Ideen im Kopf.
Liebe Oma Fanny, ich freue mich schon auf deinen nächsten Brief. Bis bald.
Dein Noah.
(c) 2012, Marco Wittler
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