492. Schneckenfrühling (Ninos Schneckengeschichten 10)

Schneckenfrühling

›Mai.‹
So stand es seit ein paar Tagen auf dem Kalenderblatt an Ninos Wand. Das freute ihn sehr, denn der Frühling war seine liebste Jahreszeit.
»Dann putze ich mal schnell mein Häuschen, damit es gut aussieht, wenn ich damit ausgehe.«
Ein Häuschen mit dem man ausgehen kann? Stellst du dir auch gerade diese Frage?
Tja, mit Ninos Haus konnte man tatsächlich ausgehen, denn Nino war eine kleine Schnecke mit einem kleinen Schneckenhaus auf dem Rücken. Und genau dieses putzte er nun von oben bis unten, von vorne nach hinten und von links nach rechts, bis es überall blitzte und blinkte.
Dann packte er seine sieben Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zur großen Blumenwiese.
Es ging über Stock und Stein, durch Feld, Wald und Wiesen.
»Puh.« schaufte Nino. »Der Weg ist ganz schön weit.«
Das lag vor allem aber daran, dass Schnecken nicht so schnell laufen können. Er brauchte Tag um Tag. Trotzdem gab er nicht auf.
Als er schließlich an seinem Ziel angekommen war, staunte er nicht schlecht. Es war keine einzige Blume zu entdecken. Weit und breit blühte nichts. Stattdessen lag überall braunes Laub und die Bäume waren kahl.
»Oh je. Das gleiche Problem wie jedes Jahr. Es dauert bis zum Herbst, bis ich die Blumenwiese erreicht habe.«
Er seufzte einmal laut, drehte um und machte sich auf den langen Heimweg.

(c) 2014, Marco Wittler

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