Weihnachten in der Telefonzelle
Max saß gelangweilt in seinem Zimmer. Nur zu gern wäre er nach draußen gegangen, um sich mit seinen Freunden zu treffen. Aber das ging heute nicht, denn es war Weihnachten. Da blieb man natürlich bei der Familie.
Heiligabend war schon vorbei, der erste Feiertag auch. Nun war der zweite Weihnachtstag dran. Das war der langweiligste Tag von allen. Da passierte gar nichts mehr. Die Verwandtschaft war schon wieder auf dem Weg nach Hause. Heute würde es nur noch Brettspiele mit Mama, Papa und Max Schwester Emmi geben. Laaangweilig!
Max sah aus dem Fenster. Sein Blick fiel auf die alte Telefonzelle, die auf dem Dorfplatz stand. Seit einer Ewigkeit hatte niemand mehr einen Anruf in ihr getätigt. Es besaß schließlich jeder ein Handy. So war die Zelle mittlerweile zum Treffpunkt der Dorfjungs geworden. Aber selbst die waren im Moment nicht zu sehen. Sie alle waren zu Hause bei ihren Familien und langweilten sich.
Max ging seufzend ins Wohnzimmer und setzte sich zu den anderen an den großen Esstisch, auf dem Papa gerade ein Spiel aufbaute.
„Kann ich nicht nach draußen gehen? Meine Freunde kommen auch gleich. Wir wollen ein bisschen labern und so.“
Nun seufzte auch Papa.
„Es ist Weihnachten. Die anderen sitzen bestimmt auch nicht in der Telefonzelle. Außerdem ist es ganz schön kalt geworden. Ihr holt euch nur eine Lungenentzündung, wenn ihr stundenlang da draußen nur so rumsteht.“
„Ich kann mir meine Winterjacke anziehen. Damit friere ich auch nicht. Hab ich eh noch nie.“
Papa schüttelte den Kopf.
„du bleibst schön hier im Warmen. Außerdem kommt gleich noch Besuch. Dann solltest du hier sein?“
„Besuch? Heute? Weihnachten ist doch schon fast vorbei. Och nee.“
Schon wollte sich Max in sein Zimmer verkriechen, als es an der Tür klingelte.
„Zu spät. Sie sind schon da.“, sagte Papa und ging in den Flur zur Tür.
Er öffnete und mehrere Familien aus der Nachbarschaft kamen herein. Seltsamerweise waren das alle Eltern von Max Freunden. Seine Freunde waren ebenfalls dabei. Sie alle sahen nicht grad glücklich aus. Statt bei den Eltern zu sitzen, wollten sie doch in die Telefonzelle, dem kultigsten Treffpunkt aller Zeiten. Da konnte man auch mal die Zähne zusammen beißen und ein paar Stunden frieren.
„Wir haben uns da mal was überlegt.“, begann Papa den Jungs zu erklären.
Da es nun wirklich zu kalt ist, um draußen in einer Telefonzelle zu stehen und es ganz schön früh dunkel wird, haben wir eine Überraschung für euch alle geplant.“
Err öffnete die Tür zum Keller und ging die Treppe hinab. Er gab den Besuchern und auch Max zu verstehen, dass sie ihm folgen sollten. Zielstrebig steuerte er den Partyraum an, in dem sich eine Theke und ein paar Sitzgelegenheiten befanden.
„Aber Papa. Das ist nicht das selbe. Wir lieben unsere Telefonzelle.“
Papa grinste und ging in den Partyraum. Allerdings ließ er das Licht abgeschaltet. Es blieb so dunkel, dass niemand etwas sehen konnte.
„Seid ihr alle drin?“, fragte er. „Gut, dann wird es Zeit für unsere Überraschung.“
Er drückte auf den Lichtschalter, es wurde hell. Die Jungs rieben sich erst die Augen, dann sahen sie sich um, nur um sich dann ungläubig wieder die Augen zu reiben.
„Eine Telefonzelle?“, fragte Max. „Eine echte Telefonzelle in unserem Keller? Ist das dein Ernst? Das ist da irre.“
Er drückte Papa an sich und bestaunte dann den neuen Treffpunkt der Jungs.
„Weihnachten ist doch irgendwie ganz cool.“, waren sie sich einig. Nun mussten sie über die Wintermonate nicht mehr frieren.
(c) 2017, Marco Wittler
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