Der kleine Pfefferkuchenmann
Mama stand in der Küche und rührte in einer großen Schüssel Teig an.
»Was wird denn das?«, fragte ihre Tochter Lena neugierig, als sie ihre Nase zur Tür herein steckte. »Das duftet ganz schön lecker.«
Mama hielt eine Ausstechform aus Metall hoch.
»Ich backe Pfefferkuchenmänner für Weihnachten. Die können wir dann an Heiligabend an den Baum hängen und abknabbern.«
»Coole Idee.«, war Lena begeistert. »Beim Knabbern bin ich dabei.«
In den nächsten Stunden entstand ein Blech Pfefferkuchenmänner nach dem anderen.Sie stapelten sich mittlerweile in einer großen Metalldose. Doch irgendwann ging Mama der Teig aus. Für den letzten Keks reichte es nicht mehr ganz. Dem Pfefferkuchenmann fehlte ein Bein.
»Erinnert mich irgendwie an das Märchen vom Zinnsoldaten.«, schmunzelte Mama und legte den Keks vorsichtig auf das Blech, um auch ihn zu backen.
Ein paar Tage war es dann so weit. Die Türen des Adventskalenders waren alle geöffnet, die Schokolade komplett geplündert. Auf dem Kalender stand in großen Buchstaben ‚HEILIGABEND‘ geschrieben.
»Schmücken wir heute den Baum?«, fragte Lena ungeduldig.
»Ja, ich habe auch schon alles, was wir brauchen, ins Wohnzimmer gebracht.«
Lena ging also ins Wohnzimmer und wartete dort geduldig, bis Papa den Baum aufgestellt hatte. Danach konnte es losgehen.
Zuerst wurde eine lange Lichterkette mehrfach um den Baum gelegt. Danach waren die bunten Christbaumkugeln dran und silbernes Lametta. Zum Schluss fehlte nur noch der Inhalt der Keksdose.
Nach und nach banden Mama und Lena Bindfäden um die Pfefferkuchenmänner und hängten sie dann an die Äste des Tannenbaums, bis … ja, bis nur noch einer übrig blieb.
»Was ist mit dem Letzten?«, fragte Mama.
Lena schüttelte den Kopf.
»Nee, den hängen wir nicht auf. Dem fehlt ja ein Bein. Das sieht komisch aus. Dann denke ich bestimmt immer, dass ein Hund ein Stück abgebissen hat.«
Sie nahm den Pfefferkuchenmann aus der Dose und lehnte ihn vorsichtig gegen einen Blumentopf auf der Fensterbank.
»Er darf aber trotzdem mit uns Weihnachten feiern. In der Dose fühlt er sich bestimmt zu einsam so ganz allein.«
Die Zeit verging. Die Uhr drehte sich um einige Stunden weiter. Lenas Familie aß zu Abend, sang Weihnachtslieder und schließlich gab es noch die Bescherung.
»Und jetzt will ich einen Nachtisch.«, freute sich Lena.
Sie sprang vom Sofa auf, legte sich unter den Weihnachtsbaum und knabberte einen der Pfefferkuchenmänner direkt vom Ast.
»Mhhh, voll lecker. Davon könnte ich gleich mehrere vernaschen.«
In diesem Augenblick fiel dem Pfefferkuchenmann ohne Bein ein Stein vom Herzen. Er freute sich zum ersten Mal, dass er nicht komplett gebacken worden war, denn so blieb es ihm erspart, im Bauch von Lena zu landen.
(c) 2018, Marco Wittler
Diese Geschichte ist Teils des Blogger Adventskränzchens 2018. Daa heutige Thema lautet „Plätzchenzeit“. Die anderen Blogs und Kanäle findest du hier.
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