672. Warum schneit es nicht an Weihnachten?

Warum schneit es nicht an Weihnachten?

Felix sah aus dem Fenster und schüttelte sich. Es regnete draußen in Strömen und wollte auch nicht mehr aufhören.
»Aber das darf doch heute nicht regnen.«, war er enttäuscht. »Heute ist doch Weihnachten. Da muss es kräftig schneien.«
Felix dachte kurz darüber nach, ob weinen sollte, überlegte es sich dann aber doch anders.
»Ich werde dem Weihnachtsmann einen neuen Wunschzettel schreiben. Er kann meine Geschenke von der Liste streichen. Das Einzige, was ich haben möchte, ist Schnee. Mehr will ich gar nicht. Am Besten ganz viel.«
»Wie?«, fragte sein großer Bruder Arne ungläubig. »Du willst dem Weihnachtsmann jetzt noch einen Brief schicken? Wie soll der denn noch rechtzeitig ankommen? Die Post arbeitet heute nicht mehr.«
»Dann schicke ich ihm halt eine E-Mail. Das immer und dazu auch viel schneller.«, antwortete Felix.
Er setzte sich an den Computer und begann, im Internet nach der E-Mail Adresse des Weihnachtsmanns zu suchen. Mit der Hilfe seines Bruders war diese schnell gefunden. Was Felix schreiben wollte, wusste er schon ganz genau.

Lieber Weihnachtsmann.
Meinen Wunschzettel hast du ja schon vor einigen Wochen per Post bekommen. Bestimmt hast du mein Geschenk auch schon fertig verpackt in deinem großen Sack verstaut.
Aber irgendwie möchte ich jetzt doch etwas ganz Anderes haben. Okay, ein Smartphone ist schon ziemlich cool und ich würde wirklich gern eins haben, aber da ist etwas, das ich mir noch viel mehr wünsche.
Ich wünsche mir zu Weihnachten Schnee. Nicht nur ein paar Flocken, sondern ganz viel Schnee. Ich möchte, dass es überall weiß wird. Aber gerade an Weihnachten passiert das irgendwie nie. Und den restlichen Winter über ist auch meist zu warm dafür.
Vielleicht kannst du etwas daran ändern.
Dein Felix.

Fertig. Felix las sich den Wunschzettel noch einmal durch und klickte dann auf Senden.
»Das war’s. Jetzt muss er den Wunschzettel nur noch lesen. Ich hoffe, dass er sein Smartphone unterwegs dabei hat.«
Arne grinste.
»Du weißt doch, dass man während der Fahrt das Handy nicht benutzen darf. Das gibt nur Ärger mit der Polizei.«
Felix funkelte ihn mit den Augen böse an.
»Was weißt du denn schon? Du hast doch gar keine Ahnung. Der Weihnachtsmann hat bestimmt eine seiner Elfen dabei. Die lesen ihm meine E-Mail bestimmt vor.«

Zur gleichen Zeit, irgendwo zwischen dem Nordpol und Norwegen machte ein Smartphone Geräusche.
»Nanu?«, wunderte sich der Weihnachtsmann. »Wer könnte mir denn heute Nacht eine Nchricht schicken?a Es ist Weihnachten. Alles ist vorbereitet und ich bin bereits unterwegs, um alle Geschenke zu verteilen.«
Er dachte kurz nach. »Hoffentlich hab ich in der Werkstatt keines vergessen.«
Er sah sich kurz um und nickte einem seiner Weihnachtswichtel zu.
»Schau doch mal schnell nach, wer da was von mir will.«
Der Weihnachtswichtel nahm sich sofort das Handy und klickte sich ins Postfach.
»Oh je. Chef. Hier ist eine E-Mail von einem kleinen Jungen, der seinen Wunschzettel ganz kurzfristig geändert hat.«
»Was?«, was der Weihnachtsmann entsetzt. »Kommt gar nicht in die Tüte. Wenn wir jetzt umdrehen und ein neues Geschenk herstellen, dann werden wir heute nicht mehr rechtzeitig fertig und für einige Kinder fällt dann Weihnachten aus. Das können wir nicht machen.«
»Es ist aber ein ganz spezieller Wunsch.«, erklärte der Wichtel und begann dann die E-Mail ohne Aufforderung vorzulesen.
»Wie? Was? Keinen Schnee zu Weihnachten?«, war der Weihnachtsmann zerknirscht.
Das darf es doch gar nicht geben. Darum müssen wir uns unbedingt kümmern.«
Er zog an den Zügeln seines Schlittens und brachte die Rentiere dazu, umzudrehen.
»Und was ist mit unserem Zeitplan?«, fragte der Wichtel. »Ich dachte, wir werden nicht rechtzeitig fertig, wenn wir umkehren.«
»Papperlapapp! Das hier ist ein Notfall. Den erledigen wir zuerst. Danach müssen wir uns halt etwas beeilen.«

Kurz darauf landete der Weihnachtsmann vor dem Haus des Winters, das gar nicht so weit weg von seinem eigenen stand.
Er sprang aus seinem Schlitten und ging mit großen Schritten zur Tür, an der er laut klopfte.
Es dauerte ein paar Sekunden, dann wurde ihm geöffnet.
»Oh, hallo Weihnachtsmann.«, freute sich der Winter. »Das ist ja eine tolle Überraschung. Komm doch rein und feier mit uns.«
Der Weihnachtsmann schüttelte den Kopf.
»Keine Zeit. Ich habe zu tun. Ich bin nur gekommen, um dich an deine Aufgabe zu erinnern. Bei mir beschweren sich bereits Kinder, dass es zu Weihnachten bei ihnen regnet und nicht schneit.«
Der Winter zuckte mit den Schultern. »Ich halt nicht alles geschafft. Irgendwann hatte ich dann keine Lust und keine Zeit mehr. Ich will doch schließlich auch mit meinen Freunden Weihnachten feiern.«
Der Weihnachtsmann sah in die Runde und erkannte Frühling, Sommer, Herbst und Mutter Natur, die gemütlich vor dem Kamin saßen und Punsch tranken. Er wurde sauer und bekam einen sehr strengen Gesichtsausdruck.
»Winter!«, sagte er laut. »Soll das dein Ernst sein? Es ist Weihnachten. Da muss alles weiß sein. Das ist deine Aufgabe. Also kümmer dich gefälligst darum. Ich lasse die Weihnachtsgeschenke schließlich auch nicht bis nach Neujahr liegen. Meinetwegen lass dir von deinen Freunden helfen.«
Der Winter seufzte laut. »Okay, ist ja gut. Ich mache ja schon.«
Dann zog er sich seine dicke Winterjacke an und winkte noch einmal seinen Freunden, bevor er sich auf den Weg machte.
»Bin gleich wieder da. Ich hab da noch was zu erledigen.«

Felix saß wieder am Fenster und wartete auf ein Weihnachtswunder. er glaubte zwar nicht daran, dass es noch schneien würde, aber vielleicht geschah es ja doch.
Kurze Zeit später ließ der Regen nach, bis es ganz aufhörte zu tröpfeln. Ein paar Minuten lang blieb es trocken, bis es plötzlich zu schneien begann. zuerst waren es nur ein paar kleine, zaghafte Schneeflocken, die dann aber rasch groß und dick wurden. Innerhalb kürzester Zeit sah die ganze Umgebung aus, als hätte sie jemand mit Puderzucker eingestreut.
Felix war überglücklich und konnte sich an dem Anblick nicht satt sehen.
»Vielen Dank, Weihnachtsmann. Du bist einfach der Beste.«, flüsterte er andächtig.

(c) 2018, Marco Wittler

Diese Geschichte ist Teils des Blogger Adventskränzchens 2018. Daa heutige Thema lautet „Winter Wonderland“. Die anderen Blogs und Kanäle findest du hier.

KLICK MICH!

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*