Ein kleines Weihnachtswunder
Am Weihnachtsabend saß eine kleine Familie in der Wohnstube und sah traurig auf den Weihnachtsbaum, den der Vater am Morgen im Wald geschlagen hatte. Ganz kahl stand er da, ohne Kugeln, ohne Lametta, ohne Kerzen. Er sah noch immer so aus, wie er draußen gestanden hatte.
Es lagen auch keine Geschenke unter dem Baum, denn die Familie war bettelarm.
»Im diesem Jahr hat uns das Glück völlig übersehen.«, entschuldigte sich der Vater bei seinen Kindern. »Ich habe leider nicht genug Geld verdienen können, um euch ein Geschenk zu besorgen. Und ich befürchte, dass auch der Weihnachtsmann nicht an uns denken wird. Wir sind nur kleine, unwichtige Leute.«
Die Kinder seufzten leise, verstanden aber, dass dieses Mal das Fest viel kleiner ausfallen würde.
»Wenigstens haben wir eine Kleinigkeit zum Essen auftreiben können.«, sprach nun die Mutter. »Es ist nichts Besonderes. Ein kleiner Braten, den wir uns teilen müssen, etwas Gemüse und Kartoffeln. Aber zum Glück haben wir wenigstens das.«
»Aber dafür haben wir wenigstens uns. Das ist das größte Geschenk, das man haben kann.«, versuchten die Kinder ihre Eltern aufzumuntern.
In diesem Moment klopfte der Wind an dem kleinen Haus. Überall rappelte und klapperte es. Die undichten Fenster rissen auf. Eiskalte Luft strömte herein und brachte dicke Schneeflocken mit.
Doch statt sich in der ganzen Wohnstube auszubreiten, landeten die Flocken auf den Ästen den Weihnachtsbaum. Die dickste von ihnen setzte sich auf die Spitze.
Dann war auch schon wieder alles vorbei. Der Wind flaute ab und verschwand, der Schneefall hörte auf und die Wolken am Himmel rissen auf. Der helle Vollmond kam zum Vorschein und ließ sein Licht in die Wohnstube fallen.
Da erstrahlte der Weihnachtsbaum in edelstem Glanz, wie es keinen anderen auf der Welt gab.
Von draußen war die tiefe Stimme eines Mannes aus weiter Ferne zu hören.
»Ho, ho, ho! Frohe Weihnachten!«
Neugierig sah die kleine Familie aus dem Fenster. Unter einer Tanne am Waldrand entdeckten sie ein paar Geschenke, die dort jemand für sie hinterlassen hatte.
So wurde aus dem trostlosen Tag doch noch ein wunderschönes Weihnachtsfest.
(c) 2018, Marco Wittler
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