Warme Weihnacht
Es war warm, viel zu warm. Dabei sollte doch zu Weihnachten ordentlich Schnee liegen. Schon der schönen Stimmung wegen. Doch auch in diesem Jahr wurde wieder nichts daraus.
Am Himmel waren nur wenige Schäfchenwolken zu sehen und die Sonne schickte ihre warmen Strahlen zur Erde hinab.
»Wie soll ich mich denn da weihnachtlich fühlen?«, seufzte Mama, während sie lustlos den Weihnachtsbaum schmückte.
»Ich komme mir vor, wie im Frühling oder Sommer.«
Tatsächlich zeigte das Thermometer fast zwanzig Grad an. Das sollte es im Winter eigentlich gar nicht geben.
Bei einem Blick aus dem Fenster verflog auch die restliche Weihnachtsstimmung, denn die Kirschbäume, die die Straße säumten, waren ebenfalls vom ungewöhnlichen Wetter irritiert. An ihren Ästen hatten sich schon jetzt, fast ein halbes Jahr zu früh, Blüten gebildet.
Mama verdrehte die Augen. »Das kann ja was werden.«
Dieses Wehklagen hörte ein ein kleiner, leiser Wind, der gerade durch die Stadt zog.
»Ein Weihnachtsfest ohne Schnee ist kein richtiges Weihnachtsfest.«, säuselte er. »Ich muss das unbedingt ändern.«
Der kleine Wind blies auf, wurde größer und größer, bis er sich zu einem starken Sturm gewandelt hatte. Dann fegte er mit hoher Geschwindigkeit die Straße entlang, riss alle Blütenblätter der Kirschbäume von den Ästen und ließ sie zu Boden fallen.
Von einem Moment zum anderen war die Erde weiß geworden. Jetzt sah es doch noch winterlich aus, trotz der warmen Temperaturen.
Mama blickte überglücklich nach draußen.
»Wenigstens etwas.«
(c) 2019, Marco Wittler
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