Teddy Knopfbärs Reisebericht
Teil 5: Wir eroberten den Gipfel
Unsere Reiseroute hatte uns von der französischen Hauptstadt ins Gebirge geführt. Vor uns erhoben sich die mächtigen Gipfel der Alpen. Manch Berg war hier weit über 4000 Meter hoch. Eine unglaubliche Zahl, eine nicht fassbare Höhe, jedenfalls nicht für einen so kleinen Teddybären wie mich.
Marco, mein Mensch und Freund, erklärte mir schon auf der Fahrt hierher, dass sich dieses riesige Gebirge über acht Länder und eine Strecke von über 1000 Kilometern zog. Atemberaubend.
Mittlerweile saßen wir am Fuß eines dieser Berge. Vor uns lag ein kleines Lokal, in dessen Garten wir uns niedergelassen hatten, um eine Brotzeit zu uns zu nehmen und die Aussicht zu genießen.
»Wie wunderschön die Welt wohl von dort oben aussehen muss.«, schwärmte ich ein ums andere Mal.
Der Marco sah mich an und grinste. »Was hältst du davon, Teddy Knopfbär, wenn wir hinauf steigen? Ich glaube, dort vorn beginnt sogar der richtige Weg.«
Der richtige Weg? Er beliebte zu scherzen. Was ich ein paar Meter von uns entfernt sah, war nicht mehr als ein steiniger Trampelpfad, der steil nach oben führte.
»Du bist entweder verrückt oder krank geworden. Ich sollte man deine Temperatur fühlen.«
Ich tastete seine Stirn ab, konnte aber kein Fieber feststellen. Er musste seine Idee tatsächlich ernst meinen.
»Das schaffe ich niemals nach da oben.«, sagte ich ehrfürchtig. »Ich bin nur ein kleiner Knopfbär mit kurzen Beinen. Ich werde schon bis zur ersten Kurve völlig außer Atem sein.«
Von Woofy, dem kleinen Plüschhund, der sich in meinem Korb versteckt hielt, wollte ich erst gar nichts sagen. Er hatte noch viel kürzere Beine, die zusätzlich auch nicht mehr die Fittesten waren. Sie hatten in viereinhalb Jahrzehnten einen Großteil ihrer Füllung verloren. Er konnte das unmöglich schaffen.
Der Marco sah mich mit seinem freundlichen Gesicht an und schnappte sich den Korb.
»Keine Sorge, Teddy Knopfbär. Meine Beine werden uns gemeinsam den Berg hinauf tragen. Bleib du nur in deinem Korb.«
Dann stand der auf und begann den Weg mit dem ersten Schritt. Stunde um Stunde kraxelte er den Berg hinauf, bis wir am Abend endlich die Hütte auf dem Gipfel erreicht hatten.
»Ist das nicht wunderschön hier, Teddy Knopfbär?«, fragte der Marco.
Ich nickte schweigend. Der Blick über die vielen schneebedeckten Gipfel und den Sonnenuntergang dazwischen hatte mich sprachlos gemacht. So etwas Schönes hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht gesehen. Selbst der alte Woofy war da ganz meiner Meinung.
(c) 2021, Marco Wittler
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