Wackelpudding
An einem sonnigen Tag war die kleine Hummel unterwegs, um frischen Blütennektar zu sammeln.Aber egal, in welche Richtung sie flog, nirgendwo waren Blumen zu finden. Es gar nur große Häuser, asphaltierte Straßen und kurz geschnittene Wiesen, auf denen keine einzige Blüte zu finden war.
»Warum müssen die Menschen in diesen Steinwüsten leben? Das ist doch absolut ungesund. Zu Futtern gibt es auch nichts.«
Doch so sehr sich die kleine Hummel aufregte, bunte Blüten waren trotzdem nicht zu finden.
Sie flog an einem Balkon vorbei, auf den vor wenigen Augenblicken ein Mann sein Mittagessen abgestellt hatte. Dort erblickte die Hummel auch einen roten Farbfleck.
»Na endlich. Da ist eine Blume. Jetzt kann ich doch noch Nektar und Pollen sammeln.«
Sie stürzte sich hinab und wollte ungebremst in der Blüte landen. Sie liebte es, wenn die Pollen in alle Richtungen davon wehten. Doch statt der Landung wurde die Hummel in hohem Bogen wieder in die Luft geworfen.
»Hey, was soll denn das?«, beschwerte sie sich. »Was bist du denn für eine fiese Blume?«
Langsam ließ sie sich herab schweben und sah sich das rote Ding genauer an. Auch wenn es süß roch, schien es keine Blüte zu sein. Was es aber tatsächlich war, hätte ihr wohl nur der Mensch beantworten können. Es handelte sich nämlich um einen Wackelpudding, den es auf dem Mittagstisch der Hummel noch nie gegeben hatte.
Die Hummel betrat die weiche Masse und hüpfte vorsichtig, dann immer wilder.
»Hui!«, rief sie laut. »Das macht ja unglaublichen Spaß. Das ist noch viel cooler als auf meiner Matratze.«
Sie hüpfte noch ein paar Minuten begeistert auf dem Pudding auf und nieder, bis der Mensch zurück kam und die Hummel mit einer vorsichtigen Handbewegung vertrieb.
© 2021, Marco Wittler
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