1125. Kalter Schweiß und heißes Blut (Mann und Manni 58)

Kalter Schweiß und heißes Blut

Es war tiefe Nacht, als ich aus dem Schlaf hoch schreckte. Was war das gewesen? Ein Schrei? Ich sah mich um. Von der höchsten Ebene des Kratzbaums hatte ich den perfekten Überblick, konnte das ganze Wohnzimmer einsehen und auch auch den Garten durch die Fenster im Auge behalten. Aber da war einfach nichts. Hatte ich einfach nur schlecht geschlafen? Unter uns Katzen sollte das doch tatsächlich hin und wieder vorkommen.
Achso, gestatten? Du liest hier die persönlichen Aufzeichnungen von Manni dem Kater. Wie meine Gedanken zu Worten wurden, konnte mir bisher auch niemand erklären, denn man hatte es versäumt, mir das Lesen und Schreiben beizubringen. Dafür war ich aber ein umso besserer Ermittler im Team mit meinem Assistenten, dem Mann. Als Mann und Manni sorgten wir immer für Gerechtigkeit und hatten so manches Mal dem Verbrechen ein Bein stellen können. Sollte uns das auch dieses Mal gelingen?
Ich kletterte leise nach unten und machte mich auf den Weg, den Rest des Hauses, in dem unsere WG lebte, zu durchsuchen, ob sich irgendwer unberechtigten Zugang verschafft hatte. Schlafzimmer, Küche, Bad, die Kammer und der Keller, überall war es ruhig und still. Ich konnte nichts verdächtiges entdecken. Seltsam. Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Offensichtlich musste ich die nächsten Stunden alles observieren. Vielleicht würde ich eine weitere Spur finden, der ich nachgehen konnte. Doch da ertönte bereits der nächste Schrei.
Eiskalt lief es mir den Rücken runter. Mich fröstelte, obwohl ich zu schwitzen begann. Allein diese Sache machte mir schon Gedanken, da Katzen normalerweise gar nicht fähig waren zu schwitzen.
Ich entschied, dass es an der Zeit war, auf die oberste Plattform des Kratzbaums zurückzukehren. Dort konnte ich weiter alles im Auge behalten. Außerdem war es dort oben für mich sicherer.
Ich setzte die erste Kralle an, als etwas auf mich herab stürzte und mich unter sich begrub. Ich bekam Panik, schrie, versuchte mich zu befreien, konnte es aber nicht. Etwas tropfte auf mich herab. War das Blut? Ich strampelte und … wachte auf.
Ich lag noch immer dort, wo ich am Abend eingeschlafen war, auf der obersten Plattform des Kratzbaums. Auf mir lag mein schnarchender Bruder, Lord Schweinenase, der ausgiebig sabberte und mich von oben bis unten voll getropft hatte.
Widerlich. Trotzdem atmete ich auf. Es war nichts passiert. Kein Mord, kein Blut. Es war nur ein Alptraum gewesen.

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Please Don’t sell My Artwork AS IS from Pixabay

Unser Score
Klicke, um diesen Beitrag zu bewerten!
[Gesamt: 0 Durchschnitt: 0]

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*