1128. Wir und das Schaukelpferd (Mann und Manni 59)

Wir und das Schaukelpferd

Es war tiefe Nacht. Ich hatte es mir, wie immer, auf der obersten Plattform des Kratzbaums gemütlich gemacht. Dort hatte ich nicht nur den besten Überblick über das Wohnzimmer, sondern auch über meine Träume. Das konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen. Diesen Schlafplatz ließ ich mir von niemandem streitig machen.
So verging diese Nacht, ohne dass sich irgendwas ereignete. Allein das war schon überraschend, weil es sehr selten in meinem Leben vorkam. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass das Verbrechen meine Nähe suchte.
Mit der Morgendämmerung ging die Sonne auf und der Tag begann. Während sich die Frau, die gute Seele, dich um uns und unsere Mahlzeiten kümmerte, das Futter vorbereitete, war der Mann in den Keller verschwunden. Zunächst hatte ich mir keine Gedanken darüber gemacht. Die zweite Hälfte meines Ermittlerteams Mann und Manni trieb sich öfter dort unten herum. Angeblich ging er dort einigen Hobbys nach, die ich ihm gönnte, solang er seine anderen Aufgaben nicht vernachlässigte.
Nach einer Weile kam er wieder ins Wohnzimmer und brachte einen neuen, großen Dekorationsgegenstand mit. Er nannte es ein Schaukelpferd. Zugegeben, es sah einem Pferd nicht ganz unähnlich und es schaukelte auch.
Neugierig nahmen es meine weiteren Mitbewohner und ich unter die Lupe, beschnupperten es von allen Seiten, bis der Erste von uns, mein Bruder Lord Schweinenase, darauf sprang und eine Weile damit schaukelte. Er sah dabei unheimlich entspannt aus und wäre wohl auch eingeschlafen, wenn ihn die Mini-Mietze nicht von seinem Thron gestoßen hätte.
Gut gemacht. Hätte sie es nicht getan, wäre ich ihr zuvor gekommen. Letzteres tat ich dann auch und sprang nun meinerseits auf das Schaukelpferd.
Ah, das tat wirklich gut. Ich kam mir wie in einem Schaukelbett vor. Es war einfach ein tolles Gefühl und ich wollte gar nicht mehr aufstehen, musste mich dann aber doch der nun wütenden Mini-Mietze geschlagen geben. Sie gab mir einen Schlag mit ihren Krallen auf den Po, dass ich jaulend davon sprang. Dann machte sie Platz für den sonst so ängstlichen Bengalen, der sich kaum auf das Schaukelpferd traute. Doch auch gewöhnte sich schnell an die Bewegungen und schlief unter den wachsamen Augen seiner Freundin ein.
»Verdammt! Er hatte mir meinen neuen Lieblingsplatz weggeschnappt. Ich musste mich wohl oder übel mit dem Kratzbaum zufrieden geben.

(c) 2021, Marco Wittler


Image by OpenClipart-Vectors from Pixabay

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*