1172. Geschenkpapier

Geschenkpapier

Leonie kam von der Schule nach Hause und grinste breit. Sie stellte den schweren Tornister in der Ecke ab, hängte Jacke, Schal und Mütze an die Garderobe und räumte ihre Schuhe ordentlich weg. Anschließend flitzte sie sofort in ihr Zimmer.
»Wir können doch bestimmt ein paar Minuten später mit dem Mittagessen anfangen, oder?«, fragte sie, als sie an Mama vorbei kam. »Ich möchte noch schnell mein Weihnachtsgeschenk für dich verpacken. Wir haben es in der Schule endlich fertig gemacht.« Sie wartete keine Antwort ab, verschwand durch ihre Tür und schloss sie hinter sich.
Die Zeit verging. Die Uhr hatte sich um fünf Minuten weiter gedreht. Es wurden zehn Minuten, dann fünfzehn. Mama machte sich mittlerweile Sorgen. Was war da los? War etwas passiert? Sie entschloss, nach dem Rechten zu schauen.
»Spätzchen? Ist alles in Ordnung mit dir?« Es kam keine Antwort. Mama öffnete die Tür und sah ins Kinderzimmer. Dort saß Leonie, die sich selbst in Papier und Klebeband verpackt zu haben schien.
»Das Zeug hat mich angegriffen.«, sagte das Mädchen. »Ich konnte mich einfach nicht dagegen wehren. Jetzt bin ich wohl selbst zu deinem Weihnachtsgeschenk geworden.«
Mama konnte sich ihr Lachen kaum verkneifen. Sie nahm Leonie in die Arme und drückte sie an sich. »Du bist das schönste, tollste und wertvollste Geschenk, das ich mir vorstellen kann.«

(c) 2021, Marco Wittler


Image by Saiba Rahman from Pixabay

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