Kalorientierchen
Papa saß am Nachmittag im Wohnzimmer und öffnete das nächste Türchen seines Adventskalenders. »Ui. Schokolade.«, freute er sich. »Voll lecker.« Er stopfte sie sich in den Mund und lutschte genüsslich, bis sie komplett geschmolzen war. »Und was gönne ich mir jetzt?« Er ließ seinen Blick über den Tisch wandern. Da lagen so viele leckere, süße Sachen. Ein Christstollen, Marzipankugeln, Spekulatiuskekse und mehr. Der Advent war für Papa die beste Zeit überhaupt.
»Wenn du das alles futterst, wirst du noch kugelrund.«, sagte seine Tochter Anna mit einem Grinsen im Gesicht.
»Bin schon dabei.« Papa strich sich über den Bauch, über dem sich neuerdings sein T-Shirt spannte. »Ich kann nichts dafür. Schuld sind die Kalorientierchen.«
»Die was?« Erzählte Papa Quatsch oder hatte sie von dieser Art nur bisher noch nichts gehört?
»Kalorientierchen.«, wiederholte Papa noch einmal. »Schokolade, Kekse, Weingummi und alle anderen Süßigkeiten machen eigentlich nicht dick. Aber in der Nacht schleichen sich die Kalorientierchen in die Vorratskammer und verstecken ihre Dickmacher, die Kalorien im Süßkram. Das machen sie, um uns Menschen zu ärgern.«
Anna sah ihn mit großen Augen an, dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir keine einziges Wort. Das ist doch wieder nur eins von deinen Märchen, die du mir immer erzählst.«
»Aber wenn ich es dir doch sage.« Papa stand auf, nahm Anna an die Hand und zog sie hinter sich her. Sie gingen in die Kammer, schalteten das Licht ein und sahen noch gerade eben, wie ein kleines, pelziges Etwas hinter einer Dose Obst verschwand. »Es führt uns geradewegs zu seinem Versteck.«
Papa schob die Dose zur Seite. Dahinter kam ein Loch in der Wand zum Vorschein. »Schau hinein.«
Das ließ sich Anna nicht zweimal sagen. Sie ging näher heran und sah in das Loch. Dort entdeckte sie tatsächlich mehrere der kleinen Pelzwesen, die um einen großen Sack herum standen, der mit dem Wort Kalorien beschriftet war. »Ist ja irre.«
»Deswegen ist es nicht meine Schuld, wenn ich im Advent dicker werde.«, sagte Papa. »Und jetzt setze ich mich wieder auf mein Sofa und werde den Christstollen verputzen.«
(c) 2021, Marco Wittler
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