1201. Mila verschickt einen Brief

Mila verschickt einen Brief

Am frühen Morgen saßen Mama, Papa und Mila am Frühstückstisch. Während Papa und Mila noch an ihren Broten kauten, war Mama mit dem Einkaufszettel beschäftigt. Für jeden Tag der neuen Woche hatte sie eine Spalte gezeichnet. So konnte sie direkt die warmen Mahlzeiten und deren Zutaten planen. Interessiert blickte Mila immer wieder auf das Papier und versuchte, angestrengt die Wörter zu lesen.
»Warum steht denn da nichts für Morgen drauf?«, wollte sie wissen. »Bekommen wir dann nichts zu essen? Müssen wir Diät machen?«
Mama lachte und schüttelte den Kopf. Morgen gehen wir in ein Restaurant und lassen uns bekochen. Das ist manchmal auch ganz schön.«
»Oh!« Mila war erstaunt. »Darauf bin ich aber gar nicht vorbereitet. Ich glaube, ich muss schnell noch etwas erledigen.«
Sie sprang auf, lief in ihr Zimmer und kam für eine Weile nicht wieder heraus.
Später am Nachmittag fuhr die Familie zum Einkaufen. Mila, die in ihrem Kindersitz Platz genommen hatte, suchte nach etwas am Straßenrand. »Kannst du da vorne bitte anhalten, Papa?«
Er wusste nicht warum, hielt aber trotzdem. Mila stieg aus, kramte in ihrer Tasche und warf einen Umschlag in den gelben Briefkasten, der vor ihr stand. Dann ging es weiter.

Einen Tag später brachen sie erneut auf. Mama, Papa und Mila waren zum Restaurant gefahren und saßen an einem großen Tisch. Zwischen ihnen standen Schüsseln und Teller mit lecker duftenden Speisen.
Während die Drei aßen, kam plötzlich ein Postbote herein, der ein sehr verwirrtes Gesicht machte. »Hallo?«, rief er. Ist hier eine …« Er sah noch einmal auf den Umschlag, den er in Händen hielt. »Ich suche eine Mila, die gerade Pommes isst.«
Mila, die tatsächlich gerade Pommes in den Händen hielt, winkte. »Das bin ich! Der Brief ist für mich.«
Der Briefträger kam zum Tisch und übergab ihr den Umschlag. Statt nun zu gehen, blieb er aber neben der Familie stehen.
»Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich hier finde. Ich habe den Brief für einen schlechten Scherz gehalten. Jetzt würde ich noch gern wissen, was drin ist, wenn ich das erfahren darf.«
Mila nickte grinsend und riss das Papier auf. »Ich habe mir einen Zahnstocher geschickt, weil ich nicht wusste, ob ich hier einen bekommen werde.«

(c) 2022, Marco Wittler

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