1308. Hexentanz

Hexentanz

In den späten Abendstunden waren noch zwei Wanderer auf dem Blocksberg unterwegs. In dieser Nacht war es so neblig in der Nähe des Gipfels, dass man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Trotzdem kehrten sie nicht um, denn die Walpurgisnacht versprach ein grandioses Schauspiel. Es sollten sich die Hexen des ganzen Landes treffen und um ein großes Feuer tanzen.
Die Wanderer mühten sich Meter um Meter weiter. Eigentlich glaubten sie nicht an Hexen, trotzdem lockte sie die Neugier hierher. Als sie den Gipfel des Blocksbergs erreichten, lichtete sich der Nebel. Ein Feuer brannte hier nicht, aber eine einzelne Person, die verdächtig nach einer Hexe aussah, hüpfte in seltsamen Bewegungen auf einem Bein herum.
»Verdammt! Es gibt sie wirklich.« Die erschrockenen Wanderer machten in ihrer Panik kehrt, liefen in den dichten Nebel hinein und machten erst im Tal wieder Halt.
Die Hexe hingegen zog sich einen Schuh vom Fuß und atmete erleichtert auf. »Na endlich. Ist ganz schön schwer, im Stehen den Schnürsenkel zu öffnen.« Sie schüttete ein paar kleine Kiesel aus, die sie schon seit ein paar Minuten an der Fußsohle störten. Sie zog den Schuh wieder an und trat auf. »Ah! Endlich. Das ist viel besser.«
Sie steckte von jeder Hand einen Finger in den Mund und pfiff. Sekunden später sanken dutzende Hexen aus den niedrigen Wolken herab. Der Hexentanz konnte beginnen.

(c) 2022, Marco Wittler

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