1311. Flaschenpostbote Knut verliert den Boden unter der Flosse

Flaschenpostbote Knut verliert den Boden unter der Flosse

Flaschenpostbote Knut zog seine Dienstjacke glatt, setzte sich seine Mütze auf den Kopf und hängte sich seine alter Ledertasche um. Es war an der Zeit, sich auf die tägliche Tour zu begeben.
Der alte Meermann verließ das Flaschenpostamt und schwamm die Straße entlang. An jedem Haus, an der Straßenecke wurde er freundlich gegrüßt. Die meisten Meermenschen kannten nur Knut und hatten seinen Vorgänger gar nicht kennengelernt, so lange war der Flaschenpostbote schon im Dienst. Jedes Mal hielt Knut an, strich sich seinen dicken Schnurrbart glatt und lächelte. »Ist das nicht ein schöner Tag heute? Da möchte ich glatt ein Flaschenpostbote sein und das Wetter genießen.«
Er lachte laut und hielt sich dabei seinen Bauch, bevor er seine Tour fortsetzte.
Plötzlich begann es unter Knut zu beben. Zuerst merkte es der alte Meermann nicht, weil er nicht mit Füßen auf dem Boden stand, sondern mit seine Flosse darüber schwamm. Doch dann übertrugen sich die kräftigen Schwingungen auf das Wasser und seinen Körper.
»Bei Neptun!«, erschrak Knut. »Ein Seebeben. Bringt euch alle in Sicherheit!«
Es brach Panik in der Stadt aus. Meermenschen verließen ihre Häuser und flüchteten ins Freie. Ein paar Gartenzäune hielten dem Beben nicht stand und fielen um. Ein paar Sekunden später war alles wieder vorbei.
»Was war denn das?« Knut kratzte sich am Hinterkopf und sah sich um. »Hier hat es noch nie ein Seebeben gegeben. Das ist ganz schön ungewöhnlich. Irgendwas stimmt da nicht.«
In diesem Moment hob sich ein riesiger, dunkler Schatten in die Höhe, der bis dahin hinter einem Hügel verborgen gewesen war. Es war ein mächtiger Pottwal.
»Tut mir leid.«, sagte der Wal. »Gestern ist ein Schiff der Menschen gesunken. Es hatte Bohnen geladen, die mir richtig gut geschmeckt haben. Dafür habe ich jetzt ganz dolle Blähungen und muss ständig pupsen.«

(c) 2022, Marco Wittler

Ersten Kommentar schreiben

Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.


*