Wassermelonen
Sofie war mit Papa in die Stadt gefahren. Sie hatten den Wocheneinkauf vor sich. Mit einem großen Einkaufswagen bewaffnet, betraten sie den Supermarkt und kamen als erstes in die Abteilung, in der Obst und Gemüse aufgebaut waren.
Während sich Papa einen Sack Kartoffeln schnappte, ein paar Paprika in ein Stoffsäckchen packte, beobachtete Sofie einen älteren Mann, der nach einer passenden Melone suchte. Immer wieder klopfte er gegen die Schale und lauschte daran. Am Ende nahm er allerdings keine davon mit.
»Warum hat der Mann die Melonen abgeklopft?«, fragte Sofie Papa.
Papa drehte sich um, konnte den Mann allerdings nicht mehr sehen. »Ich glaube, er prüft damit, ob die Melonen schon reif sind.«
Sofie sah mehrmals zwischen den riesigen grünen Kugeln und Papa hin und her. Dann schüttelte sie den Kopf. »Das kann ich mir aber gar nicht vorstellen. Wie soll denn das funktionieren? Klopft jemand zurück, wenn sie noch nicht richtig reif sind?«
Sie lachte und begann nun selbst, gegen die einzelnen Melonen zu klopfen. »Ich überprüfe das jetzt. Ich will das nämlich wissen.«
Bei der fünften Melone gab es tatsächlich eine unerwartete Antwort. Quietschend öffnete sich eine Tür in der grünen Schale. Ein kleiner, rothaariger Wichtel, der in einer roten Latzhose steckte, kam heraus. »Warum muss eigentlich jeder an meine Melone klopfen? Was soll denn das? Ich möchte einfach nur meinen Mittagsschlaf ungestört zu Ende bringen.« Er sah Sofie böse an. »Lass die Finger von den Melonen. Haben wir uns verstanden?«
Sofie schluckte und nickte. »Verstanden.«
Der Wichtel nickte und lächelte. »Dann wünsche ich dir noch einen angenehmen Einkauf.«
(c) 2022, Marco Wittler
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