1359. Frühstück

Frühstück

Papa hatte schon ein paar Stunden angestrengt auf der Baustelle gearbeitet. Mittlerweile hatte er großen Hunger und traf sich mit seinen Kollegen vor dem Baucontainer. Die Männer hatten den Tisch und die Stühle nach draußen in die Sonne gestellt.
Sie schraubten ihre Thermoskannen auf und gossen sich dampfenden Kaffee in ihre Trinkbecher.
Papa zog den Reißverschluss seiner Tasche auf, holte die Brotdose heraus. Ganz stolz zeigte er sie seinen Kollegen. »Die habe ich heute ausnahmsweise nicht selbst gefüllt. Meine Tochter wollte das unbedingt für mich machen. Habe ich nicht ein tolles Mädchen Zuhause? Ich bin schon sehr gespannt, was ich essen darf.«
Er hob den Deckel, lief knallrot im Gesicht an und schloss die Brotdose wieder. »Ich glaube, sie hat mein Frühstück vorbereitet, aber in die falsche Dose gepackt. Ich gehe dann mal eben rüber zum Bäcker und kaufe mir ein Brötchen. Bin gleich wieder da.«
Papa wollte die Dose bereits wieder in die Tasche packen, doch da legte einer seiner Kollegen die Hand darauf. »Warte mal. Da stimmt doch etwas nicht. So rot, wie du gerade geworden bist, verheimlichst du uns etwas.«
Papa seufzte. Er wusste, dass er sich jetzt nicht mehr wehren konnte. Er drehte die Brotdose um und öffnete langsam den Deckel. Zum Vorschein kamen Gurkenscheiben in Sternform, Möhren, die wie kleine Teddys aussahen und auf den Broten lagen herzförmige Käsescheiben. Dazwischen lagen kleine Tomaten und Weintrauben, in die kleine Sticks gesteckt worden waren, die mit kleinen Herzen und Teddys verziert waren. »Sie mag halt sowas.«, versuchte sich Papa zu entschuldigen.
»Du meine Güte, ist das süß.« Die Kollegen rissen ihre Augen auf und waren richtig begeistert. »Also so ein tolles Frühstück hat mir noch niemand gemacht.«
Papas Gesicht bekam wieder eine normale Farbe. Nur seine Wangen blieben leicht rosa. Er grinste breit. »Ich bin auch ganz stolz auf meine Tochter. Sie hat das Frühstück ganz liebevoll gestaltet. Sie macht das übrigens jeden Sonntag, weil sie uns allen eine Freude machen möchte.«
Und dann musste Papa seine Kollegen davon abhalten, sich selbst zum nächsten Sonntagsfrühstück einzuladen.

(c) 2022, Marco Wittler

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