Die Sandburg
Luca saß schon eine ganze Weile am Strand und spielte im Sand. Mit seinem kleinen Eimer und seiner Schüppe brachte er Sand und Wasser von der einen Seite zur anderen.
»Möchtest du denn nicht mal mit uns ins Wasser gehen?«, fragte seine beiden Brüder Ben und Max. »Wir wollen mit der Frisbee spielen. Kommst du mit?«
Luca dachte nicht lange nach. Er schüttelte den Kopf. »Ich bin hier noch nicht ganz fertig.«
Max setzte sich neben Luca und sah auf den Sandhaufen, der mit Muscheln, Seetang, Algen und Treibholz verziert war. »Was baust du da eigentlich die ganze Zeit? Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du daran so lange Spaß hast. Das ist doch nur Sand und Dreck.«
Luca lachte. »Du siehst nur Dreck. Ich sehe hier aber eine Burgruine, die vor Jahrhunderten im Meer versunken ist und unter Seetang und Algen versteckt liegt, dass nur Wenige von ihrer Existenz wissen. In ihr hält sich die Tochter des Meeresgottes versteckt, weil er sie mit jemandem verheiraten will, der sie nicht liebt.«
Ben und Max sahen sich an und nickten schließlich. »Wenn ich so viel Fantasie hätte wie du, dann hätte ich im Sand auch mehr Spaß am Strand als im Wasser.« Ben wuschelte durch Lucas Haare, stand auf und ging ins Wasser. »Dann pass gut auf die kleine Prinzessin auf, dass sie niemand in ihrem Versteck findet. Wir werden jedenfalls niemandem etwas verraten.«
Während sich die Brüder langsam entfernten, beugte sich Luca zur Sandburg herab. »Sie sind weg. Du kannst wieder raus kommen.«
In der Burg öffnete sich ein Fenster. Eine kleine Meerjungfrau lugte hervor und lächelte. Sie wischte sich gespielt den Schweiß von der Stirn. »Das ging gerade nochmal gut. Vielen Dank, dass du mir ein Versteck gebaut hast. Das werde ich dir nie vergessen.«
(c) 2022, Marco Wittler
Antworten