1635. Das alte Spukhaus

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Bitte lies meine Geschichten einmal selbst, bevor du sie deinen Kindern vorliest. Sie sind zu Halloween etwas gruseliger, auch wenn sie lustig enden. Bitte bewerte vorher, ob dein Kind die Geschichten bereits versteht, damit umgehen kann und sich nicht zu sehr gruselt.

Das alte Spukhaus

»Haltet ihr das wirklich für eine gute Idee?« Ali schluckte schwer, nachdem Leni von ihrer Idee erzählt und die anderen ihr begeistert zugestimmt hatten. »Ihr wisst doch, was man sich von diesem Ort erzählt. Dort soll es seit Jahrhunderten spuken.«
Leni griff zur Taschenlampe, hielt sie sich unter das Kinn und tauchte ihr Gesicht in ein schauriges Licht. »Das ist der Grund, warum wir dort hin wollen. Vielleicht treffen wir auf echte Geister oder andere Wesen der Finsternis. Das ist so krass aufregend.«
Ali seufzte, nickte und fügte sich in sein Schicksal. »Also gut. Ich bin dabei. Ich will nicht, dass nachher jemand sagt, ich wäre ein Feigling.«
Leni legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Keine Sorge. Niemand von uns würde dich jemals als Feigling bezeichnen. Wir freuen trotzdem, dass du uns begleitest.«
Sie machten sich auf den Weg. Leni, Ali, Finn, Marie und Elena holten die Fahrräder aus der Garage und fuhren zum Westende der Stadt. Die Abstände zwischen den Häusern wurden immer breiter, bis nur noch eines zu sehen war, hinter dem gerade die Sonne unterging und den Himmel in kräftige Orangetöne färbte. Sie waren angekommen.
Die Kinder stiegen von ihren Rädern, lehnten sie gegen den morschen Gartenzaun und warfen unsichere Blicke über den ungepflegten Garten hinweg. Noch wagte niemand, einen Fuß über die Grundstücksgrenze zu setzen.
»Geht jemand zuerst?« Leni sah in die Runde und hoffte, dass sie es nicht sein musste. Niemand meldete sich. »Kommt schon, Leute. Ich hab die Idee gehabt, jetzt könnte wenigstens jemand von euch vorgehen.« Die anderen blieben stehen.
»Mir ist das alles viel zu unheimlich. Schaut doch mal.« Ali zeigte auf die Fenster, die teilweise Risse und Sprünge hatten. »Da sind riesige Spinnennetze. Was ist, wenn die Viecher da drin auch so groß sind? Ich will nicht von so einem Monster gefressen werden.« Er hielt sich eine Hand ans Ohr und lauschte. »Hört ihr das? Da heulen Gespenster. Ich irre mich bestimmt nicht.«
»Jetzt aber los!« Lina machte nun doch den ersten Schritt. »Wer als Letzter an der Haustür ankommt, ist ein alter Angsthase.«
»Mensch, Lina!«, beschwerte sich Ali. »Du hast versprochen das nicht zu sagen.«
»Tut mir leid. Das war nicht so gemeint. Kannst du mir verzeihen?«
Ali schluckte und nickte. Dann war er der Zweite, der das Grundstück betrat. Er grinste, lief an Lina vorbei und stoppte erst an der Tür. »Erster!«
Hinter ihm knarzte und knirschte es. Es begann laut zu quietschen. Ali schloss die Augen und begann zu zittern. »Hat gerade jemand die Tür hinter mir geöffnet?«
Schon packten ihn zwei Hände an den Schultern und zogen Ali ruckartig ins Haus.
»Verdammt! Helft mir! Ihr müsst mir helfen!«
Ein moddriger Geruch stieg Ali in die Nase. Er drehte den Kopf und blickte einem Zombie ins Gesicht, dem bereits ein Auge aus seiner Höhle baumelte.
»Hey, Mann, chill mal. Du musst doch keine Angst haben. Wir feiern hier nur eine fette Halloweenparty. Krieg dich wieder ein.« Er ließ Ali los, griff zum Tisch und drückte ihm eine Dose in die Hand. »Trink dir mal eine Cola. Dann geht es dir gleich wieder besser.«

(c) 2024, Marco Wittler

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