Der Schatz des Piraten
Lisa stöberte mit ihren Freundinnen im Keller herum. Überall standen alte Kisten und Kartons, in denen sich so manch interessantes Ding finden ließ.
»Aber macht keine Unordnung.«, hatte Oma vorher noch gesagt. Die Mädchen hatten mit dem Kopf genickt und sich sofort in das Chaos gestürzt. Vielleicht würden sie alte Liebesbriefe oder hübschen Schmuck finden.
Elena öffnete einen Schrank und machte sofort einen Schritt zurück.
»Schaut mal, wie hässlich dieser alte Hut hier ist.«
Die Mädchen scharten sich um sie und sahen sich das Fundstück an. Lisa holte den Hut hervor und setzte ihn auf den Kopf. Es war, wie sie erzählte, der Hut eines alten Piraten, der vor vielen hundert Jahren gestorben war.
»Er war der Ur-ur-ur-ur-Großvater meines Opas. Mit seinem Schiff hat er die Weltmeere unsicher gemacht und so viele Schätze geraubt, wie er nur konnte. Oma sagt sogar, dass irgendwo noch etwas davon versteckt sein soll. Aber wir wissen nicht, wo das sein soll.«
Ein paar der Mädchen verdrehten die Augen, denn sie glaubten nicht an diese Geschichte. Doch schon ein paar Minuten später öffnete Melanie einen Karton und staunte bis über beide Ohren.
»Ihr werdet es nicht glauben, was ich hier gefunden habe. Kommt schnell alle her.«
Sofort kamen die anderen heran und wollten ihren Augen nicht glauben. Im Karton lag eine Schatzkarte. Darauf war Lisas Haus, die Umgebung und ein großes, rotes Kreuz eingezeichnet.
»Das muss der Weg zum Schatz sein. Wir werden ihn endlich finden.«, flüsterte Lisa leise.
Sofort waren die Freundinnen von Spannung gepackt. Sie wollten sofort nach draußen, um sich auf die Suche zu machen. Sie bekamen Angst, dass ihnen jemand zuvor kommen würde.
In diesem Moment kam Oma in den Keller. Die Mädchen erzählten ihr, was sie gefunden hatten.
»Wir brauchen sofort Werkzeug zum Graben. Sonst klaut uns jemand den Schatz.«
Aber Oma lachte nur. Dann ließ sie sich die Karte zeigen und nahm die Mädchen mit in den Garten.
»Diese alte Karte kommt mir bekannt vor. Ich glaube, ich habe sie vor langer Zeit einmal gesehen, als ich noch ein Kind war. Wir sollten wirklich einmal nachschauen, ob tatsächlich etwas zu finden ist.«
Langsam stand sie auf und sah im Schuppen nach. Dort lagen mehrere Spaten, die sie den Mädchen in die Hände drückte.
»Dann führt mich mal zum Schatz.«
Das ließen sich die Mädchen natürlich nicht zweimal sagen. Lisa sah auf das vergilbte Blatt und lief der Zeichnung nach. Es ging quer durch den Garten, den Bürgersteig entlang. Sie mussten sogar drei Mal über den Spielplatz gehen, am Kindergarten und der Schule vorbei, bis sie schließlich vor einem Park standen.
»Da vorne, unter dem großen Busch muss es sein.«, sagte Lisa.
Langsam näherte sich die Gruppe dem Busch. Zuerst liefen sie ein paar Mal drum herum. Dann zogen sie die Äste zur Seite und staunten nicht schlecht. Denn das Werkzeug war gar nicht nötig gewesen. Im dichten Dickicht lag eine große, hölzerne Kiste.
»Juhuu, wir haben den Schatz gefunden.«
Melanie kroch unter den Busch und zog die Kiste ins Licht.
»Jetzt bin ich aber gespannt, was da drin ist. Los, macht sie auf.«
Oma schob einen Riegel zur Seite und hob den Deckel an. Zum Vorschein kamen große goldene Münzen, die sie nun an die Mädchen verteilte.
»Und esst sie nicht alle auf einmal auf. Ihr wollt doch gleich sicher noch etwas Ordentliches zum Abend essen.«
Zuerst verstanden sie nicht, was Oma damit sagen wollte. Doch dann bemerkten sie, dass die Goldstücke aus Schokolade bestanden.
»Also diese tolle Geburtstagsspieleidee ist dir wirklich gut gelungen.«, lobte Melanie Lisa.
(c) 2009, Marco Wittler
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