Die Weihnachtsmaus
Die Temperaturen in der Stadt waren stark gefallen. Aus den ständigen Regentropfen waren mittlerweile dicke Schneeflocken geworden, die unaufhörlich zur Erde nieder schwebten. Die Menschen hatten sich in dicke Mäntel mit Mützen und Handschuhen gekleidet und liefen geschäftig hin und her. Nur auf dem kleinen Weihnachtsmarkt neben der Kirche blieben sie eine Weile stehen und wärmten sich mit Glühwein und Punsch.
Zu dieser Zeit sah eine kleine Maus aus ihrem Mauseloch heraus und zitterte am ganzen Leib.
»Wenn der Winter doch bloß schon wieder vorbei wäre. Das ist einfach viel zu kalt für eine Maus und ihre Familie.«
Sie sah sich um und blickte in die hungrigen Augen ihrer Kinder.
»Es tut mir Leid, meine Kleinen, aber bei dem Wetter finde ich nichts, was ich euch geben könnte. Es ist alles unter einer dicken Schneedecke verschwunden.«
Da knurrten die Mägen der Kleinen noch um einiges lauter. Also fasste sich die Maus ein Herz und lief hinaus in die Kälte.
Ihre Füßchen trugen sich durch den Schnee, vorbei an großen Bretterbuden. Sie musste gehörig aufpassen, dass sie noch von einem schweren Winterschuh der Menschen zertreten wurde.
»Sie werden doch bestimmt den einen oder anderen Krümel fallen lassen.«, hoffte sie.
Doch das war leider nicht der Fall. Wenn einmal ein Krümel herab fiel, verschwand er auch sofort im tiefen Schnee und war nicht mehr zu finden.
Traurig wollte die Maus kehrt machen und sich in der Höhle aufwärmen, als sie die Stimme eines Mädchens hinter sich hörte. Sofort bekam sie Angst. Entdeckt zu werden, war das Schlimmste, was sie sich vorstellen konnte.
»Hey, kleine Maus, warte mal. Du schaust so hungrig aus.«
Das Mädchen lächelte und bückte sich. Dann brach sie ein großes Stück von einer Brezel ab und hielt es der Maus hin. Diese nahm das Geschenk nur zu gern an und flitzte damit zurück in ihr Versteck.
Die kleinen Mäuschen bekamen große Augen. So viel Futter hatten sie in ihrem ganzen Leben noch nie gesehen. Jetzt konnten sie sich endlich satt fressen.
Das kleine Mädchen ging mit ihrer Mutter lächelnd nach Hause.
»An Weihnachten soll doch jeder glücklich sein und etwas zu Essen haben.«, sagte sie fröhlich.
(c) 2009, Marco Wittler
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