355. Ein ganz besonderes Geschenk

Ein ganz besonderes Geschenk

Lena hielt sich an Omas Hand fest. Gemeinsam liefen sie durch die völlig überfüllte Innenstadt. Die Menschen schienen an diesem Heiligabend noch unbedingt Geschenke kaufen zu müssen.
»Ist das an Weihnachten immer so voll hier?«, fragte Lena neugierig.
Oma nickte angestrengt und versuchte, sich und ihre Enkelin unbeschadet an einem Mann mit Tannenbaum vorbei zu manövrieren.
Nach und nach betraten sie die Geschäfte in der Fußgängerzone. Darunter waren ein Laden für Geschenkartikel, eine Parfümerie, ein Juwelier und ein großes Kaufhaus. Lena ging überall mit prüfendem Blick an den Regalen vorbei. Mal hielt sie ein Duschgel in der Hand, mal eine Schneekugel. Einen singenden Elch mit Sonnenbrille fand sie sehr witzig, aber auch das war nicht das Richtige.
»Ich will Mama doch ein ganz besonderes Geschenk zu Weihnachten machen. Ich kann es aber nicht finden.«
Enttäuscht sah sie Oma an und seufzte.
»Lass uns wieder nach Hause fahren. Ich werd Mama wohl doch nichts anderes als ein gemaltes Bild schenken können.«
Also fuhren Oma und Lena wieder nach Hause.

Lena hatte mittlerweile ein schönes Weihnachtsbild für Mama gemalt und langweilte sich nun. Ein Blick aus dem Fenster brachte sie dann aber auf eine andere Idee. Der viele Schnee im Garten lockte.
»Ich geh nach draußen bis Weihnachten anfängt.«, rief sie ins Wohnzimmer.
»Aber bleib nicht zu lange. Es ist ganz schön kalt geworden.«, antwortete Mama, die gerade den Weihnachtsbaum schmückte.
Lena zog sich also ihre dicke Jacke, die Mütze und Handschuhe an und lief in den Garten.
Der tiefe Schnee lud richtig dazu ein, einen Schneemann zu bauen. Das kleine Mädchen formte ein paar große Kugeln und stapelte sie übereinander. Fehlten nur noch zwei große Grillkohlen als Augen, fünf kleine nebeneinander als Mund und eine lange Möhre in der Mitte als Nase. Fertig war das Schneekunstwerk.
»Lena, komm rein, wir wollen essen!«, rief Mama aus dem Küchenfenster.
»Ich komme!«, antwortete Lena.
Sie stapfte zurück zum Haus. Als sie an Mamas Blumenbeet vorbei kam, blieb sie stehen.
»Huch, was ist denn das?«
Lena ging einen Schritt näher und schüttelte den Schnee von einer Blume. Darunter kam eine rote Rosenblüte zum Vorschein, die noch frisch aussah.
»Wie schön. Da hat uns der Sommer einen letzten Gruß hinterlassen.«
In diesem Moment kam Lena eine Idee. Sie brach die Blüte samt Stil ab und ging ins Haus.
»Das ist das perfekte Geschenk für Mama. Sie wird sich riesig über eine ihrer Lieblingsrosen freuen.«
Grinsend legte sie ihre Wintersachen ab, flitzte ins Kinderzimmer und holte das Bild. Zufällig hatte sie darauf eine Rose gemalt. Mit ihren Sachen lief sie ins Wohnzimmer und übergab Mama ihr Geschenk.
»Fröhliche Weihnachten, Mama.«
Mama sah die Rose und musste sofort erfreut lächeln.
»Ist das etwa …?«, fragte sie.
»Ja, das ist eine von deinen Gartenrosen.«, erklärte Lena.
Mama drückte ihre Tochter an sich.
»Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk von allen. Ich hab dich lieb.«

(c) 2010, Marco Wittler

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