823. Elvis (Tommis Tagebuch 13)

Elvis

Hallo liebes Tagebuch, ich bin es, der Tommi.

Ich muss dir heute unbedingt etwas berichten, das mir heute passiert ist. Aber der Reihe nach und ganz von vorn.
Ich habe heute Nachmittag gemeinsam mit Papa im Fernsehen ein Musikkonzert angeschaut. Das war schon ganz alt. Das konnte man richtig hören, weil nichts davon jemals im Radio gelaufen ist. Aber trotzdem war das schon irgendwie richtig cool.
Auf der Bühne stand ein dicker Mann in einem weißen Glitzeranzug und einer Gitarre vor dem Bauch. Der konnte richtig gut singen und auch tanzen.
Die Zuschauer vor der Bühne sind richtig ausgeflippt, die Frauen haben gekreischt.
Papa hat mir erzählt, dass das Konzert auf einer Insel mitten im Pazifik stattgefunden hat, Hawaii oder so.
Ganz ehrlich, da wundert es mich gar nicht, dass wir uns das jetzt erst anschauen konnten. Von so weit weg hat es bestimmt Jahrhunderte gedauert, bis die Aufnahmen mit einer Flaschenpost bei uns angekommen sind.
Weiter hat Papa mir dann erklärt, dass dieser Elvis einer der besten und beliebtesten Musiker aller Zeiten gewesen ist, er aber leider schon vor längerer Zeit gestorben ist. Das muss wohl irgendwann vor der Steinzeit passiert sein, vermutete ich.
Aber trotz, dass das alles so alt war, fand ich alles richtig toll und hatte mir vorgestellt, wie es ist, selbst mit einer Gitarre auf der Bühne zu stehen und für andere zu singen.
Wie du weißt, habe ich ja eine eigene kleine Gitarre in meiner Spielzeugkiste. Nur so eine obercoole Frisur fehlte mir noch. Die Haare waren komplett nach hinten gekämmt und glänzten. Dafür musste ich mir noch etwas einfallen lassen.
Pomade, wie Papa sagte, hatten wir nicht im Haus. Aber vielleicht etwas anderes.
Also ging ich in die Küche, durchsuchte alle Schränke und fand etwas Ähnliches: Butter. Die Packung nahm ich heimlich mit ins Badezimmer und kämmte mir damit die Haare nach hinten. Jetzt sah ich tatsächlich wie ein kleiner Elvis aus.
In diesem Moment kam Papa durch die Tür und sah mich ernst an.
»Hab ich es mir doch gedacht.«, sagte er streng. »Du hast die Butter mitgenommen, stimmt‘s?«
Ich nickte.
Papa begann zu grinsen, holte eine Scheibe Käse hinter dem Rücken hervor und klatschte sie mir auf den Kopf.
»Wo Butter drauf geschmiert ist, gehört auch Aufschnitt dazu.«
Dann lief er lachend ins Wohnzimmer zurück.

Und jetzt sitze ich seit einer halben Stunde mit einer Scheibe Käse auf dem Kopf im Bad und wundere mich über meinen Papa. Ich hätte nie gedacht, dass er sowas machen würde.

So, liebes Tagebuch. Das war mein Erlebnis als Butter-Käse-Elvis.
Bis bald.
Dein Tommi.

(c) 2020, Marco Wittler

Image by OpenClipart-Vectors from Pixabay

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