Paulas Weltreise
Paula stand auf einer fernen Wiese und kaute genüsslich auf einem Büschel Gras.
Du magst dich jetzt vielleicht wundern, warum Paula so etwas tat. Nun, für sie war das völlig normal, denn Paula war eine große, stattliche Kuh mit weißem Fell und schwarzen Flecken. Sie war eine Kuh, wie man sich eine Kuh eben vorstellte.
Sie stand am Zaun, blickte in die Ferne und malte sich in ihren Gedanken aus, wie es sein mochte, mit einer kessen Mütze auf dem Kopf um die ganze Welt zu reisen, jeden Tag auf einer anderen Weide zu stehen und sich mit den Kühen anderer Länder auszutauschen, welches Gras besonders gut schmeckte.
Ach, das war eine herrliche Reise. Jeden Tag auf Wanderschaft sein, neue Blümchen kennenlernen und ein Teil der Landschaft werden. Bestimmt würde Paula auch immer wieder Menschen bei ihren interessanten Tätigkeiten beobachten können, wenn diese die Felder bestellten, die Ernte einholten, neue Weidezäune aufstellten oder die Wassertränken auffüllten.
Doch dann fiel ihr etwas ein, das gar nicht gut war. Menschen machten auch viel Blödsinn und dumme Sachen. Sie machten Krach. Ihre Städte waren für empfindliche Kuhohren viel zu laut. Ständig fuhren stinkende Autos an den Weiden vorbei. Kinder standen an den Zäunen und ärgerten das Weidevieh. Außerdem hinterließen sie eine große Menge Müll, die sie einfach in der Natur fallen ließen, weil sie zu faul waren, ihr Zeug wieder mit nach Hause zu nehmen.
Nein, darauf hatte Paula dann doch keine Lust. Sie bekam ein so großes Heimweh, dass sie gar nicht erst auf eine Weltreise gehen wollte.
Sie beendete ihre Mahlzeit, lief schnell in den Stall zurück und legte sich zu den anderen Kühen.
Endlich wieder zu Hause.
(c) 2020, Marco Wittler
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