Perfekte Tarnung
Zur Osterzeit stand im Supermarkt ein kleiner Schokoladenhase im Regal. Er sollte eigentlich an einen zahlenden Kunden verkauft werden, damit dieser ihn selbst essen oder an jemanden verschenken konnte.
Der Hase war natürlich ganz anderer Meinung. Er hing an seinem schokoladigen Leben, wollte gerne darauf verzichten, dass ihm ein Mensch die zuckersüßen Ohren abbiss. Er entschloss sich, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, sprang zum Boden herab und schlich in der Dunkelheit nach Ladenschluss durch die Gänge ins Lager.
Das Lager war ein riesig großer Raum, in dem allerlei Waren gelagert waren. Manche davon würden schon bald im Verkaufsraum stehen, andere hatte man in den letzten Monaten nicht verkaufen können und wollte sie bald vernichten oder an den Hersteller zurückschicken. Von Letzteren gefiel dem Schokohasen eine Verpackung besonders gut. Er wickelte sich aus und verpackte sich neu. In dieser Tarnung würde ihn niemand erkennen und er hatte große Hoffnung, doch noch überleben zu können.
Die Zeit verging. Die Monate zogen ins Land. Frühling, Sommer und Herbst verbrachte der Hase in seinem Versteck im Lager. Es konnte einfach kein besseres Leben geben. Seine Taktik war aufgegangen. So konnte es ruhig die nächsten Jahre weiter gehen. Doch dann sollte das Weihnachtsfest kommen.
Die Tür des Lagers öffnete sich, ein Mitarbeiter kam herein und sah sich gründlich um.
»Ich weiß, dass ich noch einen hier gesehen habe. Er muss doch irgendwo sein.«
Er entdeckte den falsch verpackten Osterhasen, ergriff ihn und nahm in mit in der verkaufsraum.
»Hier!«, rief er. »Ich habe tatsächlich einen letzten Schokoweihnachtsmann gefunden. Sie waren doch nicht ausverkauft.«
Er drückte den nun zitternden Osterhasen einem Kind in die Hand, das sofort die Verpackung aufriss und die süßes Ohren abbiss.
»Mh, voll lecker.«
(c) 2020, Marco Wittler
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