941. Ein unerwarteter Weihnachtshelfer

Ein unerwarteter Weihnachtshelfer

Das Weihnachtsfest war in vollem Gange. Die Kinder hatten ihre Geschenke bereits ausgepackt. In dem Berg aus Geschenkpapier tobten mittlerweile die Katzen und waren sehr bemüht, alles in kleinste Fetzen zu zerreißen.
Am Esstisch war das üppige Menü, das Mama in den letzten Stunden gekocht hatte, verspeist. Jedes einzelne Familienmitglied hielt den prall gefüllten Bauch. Manch einer dachte sogar darüber nach, heimlich zu Rülpsen und es auf den Sitznachbarn zu schieben.
Irgendwann stand Papa auf und ließ sich wohlig seufzend auf das Sofa fallen.
»Jetzt geht es mir richtig gut. Ich glaube, ich werde vor Morgen Vormittag nicht mehr aufstehen.«
Mama stand vor ihm und grinste.
»Dir geht es vielleicht gut, aber deine Hose sieht das bestimmt anders.«
Papa sah an sich herab und wurde rot im Gesicht. Am Bund hatte sich der Knopf gelöst, der Reißverschluss war aufgesprungen. Sein Hosenstall stand auf.
»Oh, nein. Verdammt. Ich hab wohl zu viel gegessen.«
Schnell schnappte er sich ein Sofakissen und legte es sich auf dem Schoß.
»Ich brauche dringend Nadel und Faden. Die Hose war teuer. Die muss ich reparieren.«
Mit dem Kissen in der Hand stürmte er in die Küche und suchte sich durch die Schubladen.
»Den passenden Faden habe ich gefunden, aber die Nadeln sind verschwunden. Was soll ich denn jetzt machen?«
Verzweifelt lief er zurück ins Wohnzimmer und suchte dort. Er wurde wieder nicht fündig.
»Vielleicht kann ich dir helfen.«, hörten sie alle plötzlich eine unbekannte Stimme aus der Zimmerecke.
Es war der Weihnachtsbaum, der sich gerade eine Nadel von einem seiner Äste abzog und Papa entgegen hielt.
»Oh … ähm … Danke.«, stotterte er, nahm vorsichtig die Nadel und nähte damit den Knopf an seiner Hose wieder an.

(c) 2020, Marco Wittler


Image by succo from Pixabay

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