945. Der heiß ersehnte Adventskalender

Der heiß ersehnte Adventskalender

»Okay Leute. Da vorne steht er. Schaut ihn euch genau an, denn schon bald wird er uns gehören.«
Ein Schwarm Ameisen stand draußen auf der Fensterbank und sah in die warme Stube hinein. Auf der gegenüber liegenden Wand hing ein Adventskalender, aus dem ein kleiner Junge jeden Tag ein Stück Schokolade hervor holte und es sich genüsslich in den Mund stopfte.
Mh, echt lecker. Die Ameisen, die das sahen leckten sich bereits die Münder. Etwas Süßes hatten sie seit ein paar Wochen nicht mehr verspeisen dürfen. Die Natur ließ im Dezember keine Früchte mehr an Bäumen und Sträuchern wachsen. Sie waren nun auf ihre Vorräte angewiesen, die täglich weniger wurden.
Sofort machten sich die ersten Ameisen daran, einen Weg ins Haus zu finden. Mit ihren Mandibeln, den Beißscheren, versuchten sie, die Gummidichtung des Fensters zu zerstören, sie zu durchdringen. Doch dieses Material war widerspenstiger als die zuerst dachten.
»Was macht ihr denn da?«, fragte die Königin ihre Arbeiterinnen. »Wer hat euch befohlen, dort einzubrechen?«
Die Ameisen unterbrachen ihr Werk und ließen die Köpfe hängen.
»Wie sollen wir denn sonst an die Schokolade kommen?«
Die Königin verdrehte die Augen und schlug sich mit einem Vorderfuß an die Stirn.
»Wer hat denn was von der Schokolade gesagt? Vorräte haben wir genug. Wir brauchen dieses braune Zeug nicht. Ich will nur den Adventskalender haben.«
Sie lachte einmal teuflisch auf, bevor sie ihren Plan erklärte.
»Wir warten einfach bis Weihnachten. Dann ist das Ding leer und wird in den Müll geworfen. Dann wird unsere Stunde gekommen sein. Wir klauen den Kalender und bringen ihn in Sicherheit. Anschließend können wir ihn als neue Behausung benutzen. Ich wollte nämlich schon immer ein großes Haus mit vielen Fenstern bewohnen. Dann kann ich bei schönem Wetter in der Sonne sitzen. Es dauert nicht mehr lange, meine Kinder.«

(c) 2020, Marco Wittler

Image by OpenClipart-Vectors from Pixabay

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